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23.März 2025 – Zweiradmechanik, Oppa am Fenster

Am Samstagvormittag fielen mir die ganzen Fahrradbestellungen wieder ein. Da der Bremsweg zuletzt, vor allem den steilen Berg morgens bergab, immer länger (um nicht zu sagen lebensgefährlich) wurde, begann ich zuerst mit den Bremsen. Ich hatte nicht die popelig-billigen schwarzen Beläge für 8,-€, sondern die richtig guten ferrariroten für 13,-€ gekauft, verbunden mit der Hoffnung, noch besser bremsen zu können und/oder nicht so oft Beläge wechseln zu müssen.

Natürlich ließen die sich nicht so einfach wechseln, wie ich dachte. Ich musst die Räder abbauen, wozu ich hinten sogar den Gepäckträger halb abbauen musste, damit ich die Schnellspanner an den Bremsbacken betätigen konnte, um den Reifen dort durchzukriegen. Wie ich feststellte, besitze ich Hydraulikfelgenbremsen, die man recht genau arretieren muss, damit sie so gut wie möglich die komplette Felge greifen, nicht aber am Reifen schleifen. Das hat alles seine Zeit gedauert und fällt am Ende wohl unter „wieder was gelernt“.
Weil das so lange gedauert hat und es auf dem Hof inzwischen leicht tröpfelte, hab ich dann nur noch die Kette eingefettet, wozu ich das Rad auf Sattel und Lenker stellte. Bei dem ganzen Gefette stellte ich dann fest, dass Kette, Zahnräder und auch Teile der Gangschaltung ziemlich rostig sind. Zwischendurch bröselte dann hier und da mal hart gewordenes Kettenfett aus den Teilen. Ich beschloss, dass Fahrrad demnächst einem Fachmann vorzustellen, der dann verschlissene Teile gegen neue tauschen muss. Das kann man nach zehn Jahren schon mal machen, nech!? Ich wechselte dann nur noch das Rücklicht gegen ein größeres mit Standlichtfunktion. Dann brach ich meine mechanischen Bemühungen für heute ab.

Im Haus gab es auch noch Pflichten zu erledigen, die meinem gestrigen Kater zum Opfer fielen. Zwischendurch besorgte ich aus dem Internet Übungsaufgaben für Hannah, denn sie fühlte sich noch nicht so sicher in der Berechnung des Umfangs und des Flächeninhaltes verschiedener Dreiecke. Das waren dann aber unbegründete Unsicherheiten, wie sich zeigte.
Während Maria mit Sophia am Nachmittag im Kulturhaus den Vier Jahreszeiten lauschte, schaute ich mit Lisbeth Basketball. Wir erzählten uns nebenbei ein paar Dinge aus unserem Leben, ich erklärte ihr ein paar Basketballregeln und am Ende gewann der MBC eine (zumindest in der ersten Halbzeit) ziemlich heftige Abwehrschlacht. Die Playoffchancen leben noch.

Gestern abend laß ich auch noch folgende Meldung: „Der 88jährige beabsichtigt, sich am Fenster des Gemellikrankenhauses für einen Gruß und einen Segen zu zeigen“. Mir fiel dabei auf, was für eine furchtbar absurde Nachrichtenmeldung das ohne den Kirchenkontext ist, und musste schmunzeln.

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22.März 2025 – Spontan im Mittelalter

Der Tag begann wenig schön, weil der Whisky noch im Frontallappen brutzelte.
Ich ging zum Frühstück, danach bat ich um Verständnis, dass ich nochmal in die Waagerechte muss, dann wurden daraus zwei Stunden. Ein bißchen peinlich.
In der Zwischenzeit hatten uns die Eltern von Anna, dass ist eine der besten Freundinnen von Lisbeth, gefragt, ob wir Lust hätten, mit nach Leipzig auf einen Mittelaltermarkt zu gehen. Hatten wir dann auch.

Mittelaltermärkte sind ja so eine Sache. Im Grunde reicht es einen zu besuchen, weil man dann alle kennt. Wenn man selber mitmacht, kann das aber ziemlich lustig sein. Mein Verein geht zum Stadtfest immer als Bauerngesellschaft bzw. Jagdtreiber aus dem Mittelalter mit und dann verbringen wir bequem verkleidet einen schönen Nachmittag auf dem Mittelaltermarkt. Die Eltern von Anna wiederum machen das regelmäßig, also das Verbringen von Freizeit auf Mittelaltermärkten und sind dementsprechend perfekt eingekleidet.
Was ich nun am Samstag lernte, war, dass es komplette Einrichtungshäuser für Leute wie Annas Eltern gibt und das fand ich ziemlich faszinierend. Der Mittelaltermarkt wurde nämlich von Mytholon, einem Mittelalter- und LARP-Einrichtungskaufhaus veranstaltet. Das ist wohl für die Leipziger Szene, die dank dem WGT nicht so klein sein dürfte, sowas wie der jährliche Saisonauftakt.

So trug es sich zu, dass die Leute mit normaler Kleidung aus dem 21.Jhd. in der absoluten Minderheit waren und einem dort jede Menge Ritter, Bauern, Kelten, Faune, Elfen und andere derartig verkleidete Menschen über den Weg liefen. Ich kam mir nach wenigen Sekunden total underdressed vor. Das war schon lustig und gut zu beobachten.
Wir liefen am Anfang durch die Einkaufbereiche, wo man viel schlichte Kleidung aus Leinen fand, aber auch komplette Ritterrüstungen käuflich zu erwerben waren. Dazu sämtliches Zubehör an Taschen, Gürteln, Armbändern, Schmuck und ähnlichem. Besonders angetan hatten es mir die Messer, die wirklich so aussahen, als wären sie grob von mittelalterlichem Feuer geschmiedet worden. Mit Griffen aus Horn und Holz und preislich akzeptabel. Mein kleines Messerfaible war absolut geweckt. Letztlich hielt mich nur der Hinweis eines Passanten davon ab, zuzuschlagen. Auf die meisten Mittelaltermärkte kommt man nämlich erstaunlicherweise mit Messer gar nicht drauf, weil die meisten den Bestimmungen des kleinen Waffenscheins unterliegen und überhaupt: mit Messern war doch da in letzter Zeit immer was. Nun habe ich also kein Mittelaltermesser.

Für die Kinder war der Markt großartig. Auf der kleinen Bühne spielte eine kleine Mittelalterdudelsackkombo, dessen Trommler eine Hand fehlte und der stattdessen auf seinem Stumpf mit einer Lederkappe einen Trommelstock befestigt hatte. Das fand ich wunderbar authentisch. Die Mädels jedenfalls gerieten in die absolute Tanzwut und konnten nicht mehr damit stoppen. Es gab Crepes und Knoblauchhandbrote und was zu trinken. Was mir auf Mittelaltermärkten immer auffällt, ist die ungewöhnlich hohe Dichte an rothaarigen Frauen. Entweder ist das nur anektodisches Erleben oder an dieser Hexensache ist doch was dran. Was weiß ich. Als es dunkel wurde, wurde es dann auch kalt und wir machten uns wieder auf den Heimweg. War ein netter Nachmittag. Schön, dass es für jeden die passende Parallelwelt gibt, in die er escapen kann.

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21.März 2025 – Motorrad, Fahrt und Planung, Guilty Pleasure

Heute nach der Arbeit fand die erste Motorradfahrt des Jahres statt. Das ist seit einigen Jahren für mich das wahre Ende der dunklen Jahreszeit. Die Guzzi sprang tadellos an, obwohl ich es diesmal nicht geschafft hatte, die Batterie über den Winter vorsorglich auszubauen. Vorher hatte ich noch den Reifendruck auf Vordermann gebracht und dann konnte es losgehen mit meiner kleinen Runde durch die Heimat.
Ich traf einige andere Motorradfahrer, man grüßte sich wie gehabt. Ich meine bei allen ein inneres Strahlen festgestellt zu haben. Jedenfalls hat das wieder unglaublich Spaß gemacht. Auf halber Strecke schoss ich dieses Bild. Als ich nach eineinhalb Stunden wieder zu Hause ankam, fühlte ich mich wie ein junger Hund, den man nach ein paar Monaten im Zwinger wieder zum Toben auf die grüne Wiese gelassen hat.

Im Hintergrund Freyburg mit der Neuenburg – Heimat der Rotkäppchen Sektkellerei und vieler guter Saale-Unstrut-Weine

Mir ist vollkommen bewusst, dass das ein Außenstehender kaum wird verstehen können und ich weiß auch, dass so ein Motorrad CO2 ausstößt. So gesehen ist Motorrad fahren mein Guilty Pleasure, doch ich brauche es auch als Therapeutikum. Es gibt nichts, was mich mehr entspannt, als eine Stunde lang nichts anderes machen zu können, als Motorrad zu fahren und dabei das sonore Brummen eines längs eingebauten V2-Motors zu hören.
Inzwischen muss ich das vor mir rechtferigen, aber tun muss ich es trotzdem. Ich rechtfertige das so, dass ich nie ohne Ziel irgendwo hinfahre, mir also immer mindestens einen touristischen Wegpunkt suche. Dann rechtfertige ich das so, dass ich für weite Strecken so oft es geht, dass Motorrad nehme, was nur halbsoviel Benzin verbraucht, wie mein Auto. Seit drei Jahren kompensiere ich meinen CO2-Ausstoß jede Saison, rechne also die gefahrenen Kilometer in eine Co2-Strafzahlung um, die dann (gut aufgerundet) in Umweltprojekte wie die Wiedervernässung von Mooren oder die Anlage von Mischwäldern fließt. Mehr kann ich in dem Fall nicht tun.

Am Abend ging es dann auch ums Motorradfahren, obgleich um ein noch recht fernes Zukunftsprojekt. Maria hatte mir zu meinem vierzigsten Geburtstag eine Schottlandreise mit Whiskeykostung geschenkt. Also einen Gutschein mit der Option darauf. Danach habe ich das dann aber nicht gemacht, weil es mir viel zu teuer vorkam. In mir gearbeitet hat es aber trotzdem immer weiter und ein guter Teil hat sich darüber geärgert, dass das nicht passiert ist. Vor einem Jahr kam nun ein guter Freund von mir mit seiner Familie von einem Wohnmobiltripp nach Schottland wieder und sagte, dorthin müsste man unbedingt mal mit dem Motorrad fahren. Gestern wurde diese Idee konkreter, indem wir mit zwei weiteren möglichen Kandidaten einen kleinen Kennenlern- und Ideenfindungsabend durchführten. Wir lernten uns ein wenig kennen, sammelten Ideen und Meinungen und steckten schon mal den groben Zeitrau und Zeitplan ab. Außerdem machten wir uns bewusst, dass das alles ein wenig Geld kosten wird.
Mal sehen, ob es bei uns vieren bleibt, oder ob noch jemand abspringt. In einem Fall wäre ich da nichtmal so böse drüber, gemessen am ersten Kennenlernabend. Und es gab definitiv zu viel Whisky. Jedenfalls haben wir eine grobe Route, nun geht es an die Feinplanung. Ich freue mich schon sehr darauf.

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20.März 2025 – Was weiß ich, Trost, Aussicht

Bereits seit über zwei Wochen lebe ich die immergleiche Abendroutine. Sobald die Töchter im Bett sind, gehe auch ich ins Bett, höre, solange mein Hirn aufnahmefähig ist (also 1 maximal 2) Folgen in der Yuno-App an, um mein Allgemeinwissen zu erweitern, lese dann im aktuellen Buch, bis ich schläfrig werde, schalte das Licht aus und schlafe. In der Regel ist es dann 22 Uhr oder kurz danach. Acht bis achteinhalb Stunden später klingelt der Wecker und ich habe ausgezeichnet geschlafen. Meistens denke ich sogar, eine halbe Stunde mehr Schlaf wäre jetzt auch nicht schlimm gewesen.
Weil das so ist, wird das jetzt so beibehalten. Es gibt jedenfalls keine Geräte mit Bildschirm nach 20:30 Uhr mehr.

Maria hingegen brauchte gestern Nachmittag Trost, der mit einem Zwischenfall auf Arbeit zu tun hat, der in ihrem Beruf immer mal vorkommen kann, also sogar fast unvermeidlich, dann aber belastend ist. So gesehen kann sie froh sein, dass sie gestern das erste Mal mit dem Thema zu tun hatte, musste aber noch allerlei dokumentieren und tun deswegen. Ich denke, sobald es das nächste Mal passiert, hat sie dann schon etwas Routine und Umgangserfahrung, aber es kann gerne nochmal so lange dauern, wie das gestrige erste Mal.

So nach und nach trudeln auch alle Pflege- und Ersatzteile für das Fahrrad ein, die ich im Laufe der Woche bestellt habe. Die werde ich dann am Wochenende alle mal anwenden, um die Betsy nach dem Winter wieder in Schuss zu bringen.
Minimalziel ist, dass die Bremsen endlich wieder genau das zuverlässig machen und das die Kette wieder geschmeidig ohne Verzögerung durchs Schaltwerk gleitet, wenn ich schalte. Falls das nicht gelingt, muss das Ding halt mal in die Fachwerkstadt. Man kann ja nicht alles können und für alles Zeit haben.

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19.März 2025 – Nachrichten, Geburtstagsgeschenke, Konzerte

Am Dienstag konnte ich wieder nicht quizzen gehen, weil Maria sich bildete. Das hätte ich gerade an dem Tag aber gut gebrauchen können. Ich schrieb den Mitquizzerinnen daher kurz vor Beginn ihres Quizes folgende Nachricht:

Ich denke, ihr müsst die erste Runde wie folgt beantworten: A/ B /C /D /A
…nagelt mich aber nicht darauf fest
Viel Spaß!
😉

Das fanden die Mädels lustig. Heute erhielt ich von den Mädels ein Foto, wo sie eine Runde exakt so beantwortet haben (nicht die erste) und darauf 4 von 5 Punkten erhielten. Das fand ich lustig. Insgesamt hat es aber nur für die hinteren Ränge gereicht.

Dann hat mich Maria gebeten, mir meine Geburtstagsgeschenke selbst zu bestellen. Sie bestellt nicht so gerne online bzw. macht da öfter mal was falsch, z.B. die Größe nicht richtig ausgewählt und so Sachen und ich mache mir nichts aus meinem Geburtstag. Trotzdem fand ich es dann doch irgendwie komisch, mir meine Geburtstagsgeschenke zum ersten Mal selbst zu bestellen. Es wird einen Fahrradhelm und eine Fahrradbrille geben, dazu einige Konzertkarten. Da ich Geburstag habe und meine Nichtraucherei und Fahrradfahrerei viel Geld spart, habe ich mal nicht die Preis-/ Leistungssieger, sondern die Testsieger bestellt.
Die waren auch viel schöner. Auf die gleichmäßig übers Jahr verteilten Konzerte freue ich mich schon. Maria wird dafür Sorgen, dass ich es schön habe an meinem Geburtstag, hat sie versprochen. Und das ist ja wohl die Hauptsache und eine Leistung. Vor fünf Jahren ist das nämlich eine ziemliche Herausforderung geworden. Sie will auch mit mir ausgehen und ich weiß noch garnicht, ob ich das an meinem Geburtstag will.

Bei der Konzertrecherche habe ich mich für Tocotronic mit Maria und Queens of the Stone Age mit meinem Bruder entschieden. Mine & Orchester hatten wir schon in der Schublade. Bei der Konzertrecherche fiel mir noch eine Band namens „Lebanon Hanover“ auf. Die hat mich stark an Joy Division erinnert und da fahre ich dann nächste Woche vielleicht mal alleine hin. Horizonte wollen breit bleiben dürfen.