Am heutigen Tag musste ich mir den Wecker stellen. 6:40 Uhr stellte ich ein, brauchte den Wecker dann aber nicht. Ich war schon wach, wie eigentlich meistens um diese Zeit.
Grund dieses unnötigen Weckvorgangs war der angekündigte Besuch unseres Patenhundes Bruno. Sein Frauchen musste arbeiten, also gab sie ihn 7:00 Uhr bei uns ab. Ich nahm Futter, Leinen und Spielzeug entgegen, dann zog ich mir ne Jacke über und ging mit nach draußen.
Bruno hat Fortschritte gemacht, seit ich ihn das letzte Mal sah. Er blieb tatsächlich im Auto, als die Kofferraumklappe aufging und kam erst raus, als er durfte. Dann sprang er aber wie gewohnt einen halben Meter hoch und mich dabei wieder gewohnt rüpelhaft-übermütig an und zog am Jackenärmel. Da musste ich erstmal gestisch deutlich machen, dass ich das doof finde. Der rotzfreche Teenager ist noch nicht ganz ausgetrieben. Es ging aber besser weiter, denn ich lief gleich mal ein halbes Stündchen durchs Dorf. Die Vögel zwitscherten, die Sonne ging auf, die Luft war herrlich und der Hund ging einigermaßen gut an der Leine. Sie hing oft locker durch beim Laufen. Wenn er doch mal zu stark zog, konnte man stehenbleiben und er kam von selbst zurück an die Seite. Gutes Training lohnt sich eben doch.



Für das Hausinnere gab mir die Besitzerin noch eine wichtige neue Regel mit, die so der Hundetrainer aufgestellt hat. Wenn er üppig, oder respektlos oder frech oder sonstwie unmöglich ist, wird er auf seine Decke gezwungen (notfalls auch angeleint), bis er sich beruhigt hat. Bruno ist immer unheimlich schnell total excited und kommt nie wirklich zur Ruhe. Das macht vieles zum Problem und ist seine größte Baustelle.
Nach dem Frühstück wollte ich mit der Familie und dem Hund eine richtig schöne Runde über die Felder drehen. Wir starteten zu fünft, die Familie gab aber nach und nach auf. Erst Hannah, dann auch Maria und Lisbeth. Es war allen zu warm. Also lief ich allein mit dem Hund an der Schleppleine weiter. Er schaute sich die Kühe am Wegesrand an und Schmetterlingen lange hinterher. Als ich mich für eine Rast auf die Bank setzte, sprang er auch drauf und legte seinen Kopf auf meinen Schoss. Das hielt er aber nicht lange durch. Schon kurz darauf sprang er wieder runter und wollte, dass wieder was passiert. Ich ließ ihn noch etwas warten, damit er Geduld üben konnte, dann liefen wir weiter durch grüne Felder.
„Man muss sich Schäfer als glückliche Menschen vorstellen“, dachte ich mir in diesem Moment. Als wir zu Hause waren, waren wir fast fünf Kilometer zügig gelaufen. Je länger der Spaziergang dauerte, umso besser orientierte sich der Hund an mir und blieb auf gleicher Höhe. Im Haus war er eindeutig müde und legte sich immer wieder hin, doch jede noch so kleine Regung im Haus machte ihn sofort wieder hyperaufmerksam. Er muss unbedingt lernen, entspannter zu werden. Er tut mir da wirklich leid. Vielleicht bekommt er einfach zu viel Aufmerksamkeit und Programm zu Hause. Aber was weiß ich schon…
Nach der nicht ganz so gelungenen Mittagsruhe ging ich mit dem Hund und Lisbeth in den Garten. Lisbeth ließ Bruno Stöckchen apportieren und übte das „Bleib“-Kommando mit ihm. Das kann er gut, sogar so gut, dass es auch beim Essen geben klappt so als Impulskontrollübung. Man kann also sagen „Bleib!“ und ihm dann den Futternapf hinstellen, dann laufen Spuckefäden aus seinen Lefzen und er hypnotisiert das Essen, aber frisst es nicht. Erst wenn man „und los“ sagt, inhaliert er das dann binnen von Sekunden.
Ich habe Bruno gerne hier, aber kurz nach vier wurde er dann leider schon wieder abgeholt.
Die Töchter gingen Eis essen, ich pflanzte mit Maria einen Riesenkaktus in ein noch größeres Gefäß, damit er noch riesiger werden kann. Er rollt jetzt auf einem Rollbrett auf dem Fußboden rum, weswegen ein halbes Fenster frei wurde und nun wesentlich mehr Licht ins Esszimmer kommt. Wir werden uns erst an diese neuen Umstände gewöhnen müssen. Nach dem Umtopfen gab ich einer Johannisbeere, die wir von Freunden bekamen, Heimat in unserem Garten. Direkt danach lieferte DPD die neuen Regale, denen ich Heimat in meinem Schuppen gab. Es lief wie am Fließband. Dann kamen die Töchter zurück und wir ließen den Abend ruhig ausklingen. Kurz vor 19:00 Uhr schickt das Brunofrauchen ein Foto vom schlafenden Bruno mit dem Kommentar „Total platt!“