Vergangene Woche Donnerstag standen wir auf der Grundschulabschiedsparty von Lisbeth. Wir hatten uns dieses Mal nicht an der Organisation beteiligt, dazu waren uns zu viele komplizierte Frauen im Orgateam. Sie wissen schon, die die ständig und immer über alles und jeden lästert. Die, die ein bißchen dumm ist, aber das Gegenteil denkt. Die, die aus jeder Bewegung eine Showbühne machen muss und darüber normale Kommunikation mit den Gewöhnlichen verlernt hat. Solche Leute. Hatten wir keine Lust drauf. Waren wir einfach mal nur Gäste. War auch nicht schlecht.
Ich hatte dadurch viel Zeit, Leute zu beobachten. Es fiel mir auf, wie viele Menschen über ein oder mehrere Tattoos verfügen. Es war warm und so sah man viele davon. In manchen Fällen fast alle. Mir fiel das sicher auf, weil ich gerade mal wieder mit einem Tattoo liebäugle. Habe ich früher immer schon mal und dann habe ich mich ein paar Jahre später gefreut, dass ich mich doch nicht hatte tätowieren lassen, weil mir das Motiv nicht mehr gefiel. Dieses Mal habe ich eine echt gute, weil zeitlose Idee, die keiner Mode unterliegt und ich bin langsam in einem Alter, in dem es egal ist, ob einem sein Tattoo gefällt oder nicht. Die paar Restjahre wird man schon damit auskommen. Andererseits gefallen mir die Tattoos anderer Leute an diesen anderen Leuten oft auch garnicht. Ich bin noch unentschlossen.
Zwischendurch blies ein kurzer Gewittersturm die Feiernden auseinander und die Party war nur noch halb so groß. Dann wurde 2-Felder-Ball in der Turnhalle gespielt. Kinder gegen Eltern. Das war ein großer, auch interkultureller Spaß für alle Beteiligten, vielleicht abgesehen von dem einen Asi, der immer mal vergaß, dass er hier Kinder vor sich hat.
Danach, es hatte aufgehört zu gewittern, wurde Fußball gespielt. Eine Mutti, die immer in Konkurenz zu allem tritt, was sie als besser als sie oder ihre Lieben wahrnahm, hatte in den Tagen vor der Abschlussfeier folgenden Move gemacht:
Sie lud alle Mädchen aus der Freundesgruppe von Lisbeth zu sich nach Hause zur Übernachtung im Zelt ein. Die Grundschule veranstaltete früher immer eine Nacht im Zelt im Anschluss an die Abschlussfeier, nur in diesem Jahr nicht, weil sich kein Lehrer fand, der das verwantworten wollte, weil die Jungs allesamt etwas wild sind in diesem Jahrgang. Also lud sie wirklich alle Freundinnen, außer Lisbeth ein, worüber Lisbeth natürlich schon mal sehr traurig war. Unsere einzige Erklärung: Lisbeth ist in der Schule besser als ihre Tochter und Hannah ist in der Schule besser als ihre große Tochter. Außerdem kommt Hannah mit der großen Tochter nicht gut klar und meidet sie.
Als nun jedenfalls die anderen Mädchen von der Mädchenclique fragten, warum Lisbeth nicht auch zum Zelten eingeladen wird, wurde geantwortet mit: „Das erlaubt ihre Mutti nicht.“, was gelogen ist.
Beim Fußballspiel nun ließ diese Frau alle umliegende Menschen, also auch Lisbeth und uns wissen, dass sie „nachher ja noch die ganzen Mädels mitnimmt und was sie noch für einen stressigen Abend mit den Weibern vor sich hat.“.
Wir haben die Feier dann recht bald abgebrochen und eine sehr traurige Lisbeth von der Abschlussfeier mit nach Hause genommen. Die Welt könnte ohne Arschlöcher so viel schöner sein.
Am nächsten Tag gab es Zeugnisse. Hannah bekam schon wieder das beste ihrer Klasse, worüber wir uns freuten, ihr aber gleichzeitig auch sagten, dass man das Leben nicht vergessen darf und zweitbestes Zeugnis auch reichen würde. Lisbeths Zeugnis war nicht minder in Ordnung. Ich holte sie als eine der letzten aus dem Hort, dann drehten wir uns vor der Schule nochmal um und dann riefen wir: „Tschüssi Grundschule“. Nach den Sommerferien beginnt ein komplett neues Kapitel.
Am Samstag beim Frühstück, sagte Lisbeth, dass sie auch gerne mal zu einem Billie Eilish Konzert gehen würde. Ich googelte „Billie Eilish Tour 2025“ und fand heraus, dass sie an zwei der vier Tage, die wir dieses Jahr in London sind, dort auftritt. Es gibt nur keine Karten mehr und selbst wenn es welche gäbe, hielte ich die Preise für einen Skandal. Ich hatte Billie mal für cool gehalten.
Ich wäre echt bereit gewesen, einen höheren Betrag auszugeben, aber oberhalb von 200 Pfund für maximal 2 Stunden Konzert hört der Spaß auch auf. Was wäre das für ein cooles erstes Livekonzert für die Mädels gewesen. Die nudeln die schließlich hoch und runter. Ein bißchen ärgerlich ist das schon.
Vor die O2-Millenium-Halle im schönen Greenwich kann man sich ja vielleicht trotzdem mal setzen. Immerhin ..