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17.Februar 2025 – Pokalsieg in der Provinz, Reprise

Am Morgen nach dem Pokalsieg ging es mir, gelinde gesagt, blümerant. Zu viel gute Stimmung ist auch nicht gut. Man soll die Ausschläge nach oben und nach unten meiden. Das wusste schon Epiktet, der alte Exsklave. Dazu standen auf dem Handy -7°C. Was soll das denn bitte!? An einem Montag.
Ich zog meine Motorradsturmhaube, die ich am Wochenende wiedergefunden hatte, unter meine grüne Merinomütze. So ließ es sich einigermaßen Drahteseln.
Auf Arbeit dann der nächste Dämpfer. Krankheitswelle. Von vier direkten Kolleginnen war nur noch ich da … in meinem Zustand. Also hoffte ich auf wenig Geräusche, was auch klappte und schmiss den Tag ganz gut.

Gegen 15:30 Uhr hörte ich vom nahen Marktplatz Bässe und entsprechend gut gelaunte Bassmusik, woraufhin ich den Arbeitstag beendete. Der Pokalsieger sollte würdig empfangen werden in der Stadt. Mit OBM-Ansprache, goldenem Buch der Stadt und Stimmung auf der Bühne.
Kam dann auch so. Ich war erstaunt, dass der Markt sich zu dieser Zeit doch so gut gefüllt hatte. Ich hoffe, das lag nicht nur am Freibier, den der Sponsor Ur-Krostitzer hatte springen lassen. Das war schon alles nett. Der OBM versuchte vom Balkon aus, die gute Stimmung mitzunehmen ins kommende Wahlwochenende, der Landrat und einige Landtagsabgeordnete drängten mit auf Fotos und vor Fernsehkameras, aber ansonsten gehörte der Nachmittag der Mannschaft… und somit ist auch das Geschichte.

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16.Februar 2025 – Pokalsieg in der Provinz

Hinter mir liegt ein verrückter Basketballtag. Habe die Zeit bis zum Finale damit verbracht, mir nochmal anzuschauen, wie es zu diesem kommen konnte.
Es wurden Highlight-Videos gesichtet, Interviews angeschaut und das halbe Spiel gegen den Bayern München nochmal gestreamt. Es war einfach zu gut.

Zwischendrin hab ich mit Hannah den etwas verhauenen Physiktest korrigiert und ihr nochmal ein paar Dinge aus dem Gebiet der Optik erklärt. Dabei habe ich festgestellt, dass es dem Lehrer offensichtlich kein Bedürfnis ist, die Schüler für dieses neue Schulfach zu begeistern, sondern er sie stattdessen lieber mit uneindeutigen, unnötig komplizierten Fragestellungen nerven will. Wie auch immer, mehr Zeit für die Familie hatte ich heute nicht.

Um drei ging es nämlich wieder ins Public-Viewing-Festzelt. Damit es nicht wieder so leer wurde, hatte man einige Freunde zusammengetrommelt und die kamen dann auch, zum Teil mit Familie. Das hatten offensichtlich auch ein paar andere gemacht, denn das Zelt war heute deutlich besser gefüllt.

Der MBC ging das Spiel hochmotiviert an. Dank spektakulärer Aktionen und Dreier zum richtigen Zeitpunkt lag man immer vorn und hatte im Zelt einiges zu feiern. Ich hatte nie das Gefühl, dass das heute noch schiefgehen könnte. Und so kam es ja dann auch. Der MBC gewann seinen ersten BBL-Pokal. Das ist ziemlich verrückt.

Wir schlichen uns zur Siegerehrung in die Halle und da passierten dann Dinge, die so nur in einer Kleinstadt passieren können. Ich habe jetzt jedenfalls Selfies vor der Siegertribüne, von der aus kurz zuvor noch der Pokal in die Höhe gereckt wurde, es gibt Fotos, wie ich hinter der Rotkäppchensekt saufenden Mannschaft her durch die Katakomben (bzw. das, was man in einer 3.000er Halle so Katakomben nennt) herlaufe und dabei einen Blick in die total zerstörte Mannschaftskabine werfen konnte. Außerdem gibt es ein Selfie mit dem Geschäftsführer Martin Geißler und seiner Siegermedaille. Lustig auch, dass man mit dem zusammen zur Schule ging und nun hier so steht. Außerdem gibt es auch ein Selfie mit dem MBC-Danceteam. Das war ein verrückter, aber auch ein schöner Abend… und natürlich gab es heute auch Bier.

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15.Februar 2025 – Verschollene Tochter, Kleinanzeigen, Finale (wohoo)

Der Morgen begann mit einer kleinen Aufregung. Hannah war, wie so oft am Samstag, Frühstücksbrötchen holen. Wir haben nämlich noch einen echten Dorfbäcker mit eigenen Rezepten im Dorf, und der ist keine 500m entfernt.
Da Hannah aber, wie sonst üblich, nicht nach ein paar Minuten wieder zurück war, wurde Maria unruhig. Und wenn Maria einmal unruhig ist, dann hilft auch kein »Wer weiß, wen sie wieder getroffen hat.« oder »Vielleicht ist es dort heute voll.« mehr. Maria zog sich hastig an und ging der Tochter hinterher, vermutlich schon mit den wildesten Bild-Schlagzeilen im Kopf.
Die Auflösung des Kriminalfalls war dann aber ganz einfach. Grippewelle. Nur eine Verkäuferin im Ladengeschäft, das nach wie vor ohne Registrierkasse auskommt. Vor dem Geschäft war eine lange Schlange, in deren Mitte Hannah stand. Die Besorgnis von Maria sorgte natürlich für einige Heiterkeit und spitze Bemerkungen in der wartenden Schlange bei allen Leuten, die wir kennen. Als Maria dann zu Hannah sagte: »Komm wir gehen nach Hause, wir haben noch Aufbackbrötchen«, hatte sie komplett verloren.
»Das kannste doch jetz nich machen. Die Kleene steht hier seit zwanzchsch Minuten und wartet auf ihre Brötchen.« und »Die wartet jetzt gefälligst mit uns bis zum bitteren Ende. Bleib hier Meine. Du bist eh glei dran.«. Es sind echt leckere Brötchen, die da verkauft werden. Leider waren die Mohnbrötchen schon alle.

Aus einer Laune heraus begann ich nach dem Frühstück, meine Schrankabteile in den Dielenschränken zu sortieren. Das hatte ich schon lange vor und gehört zu unserem Großprojekt „Nieder mit dem Müll in unseren Schränken“. Das kostete einige Zeit. Ergebnis: Zwei frei gewordene Regalbretter, ein wesentlich geschrumpftes Motorradkleidungsabteil, zwei Motorradhosen und ein paar Motorradstiefel sowie ein Schellenkranz bei Ebay-Kleinanzeigen, eine fast volle Hausmülltonne. Ich bin zufrieden.

Und am Nachmittag war ich dann beim Final Four in Weißenfels. Die Eintrittskarten waren mir zu teuer, bzw. hatte ich keine Zeit und Lust mir alle Spiele anzuschauen bzw. wollte ich nicht in dritter Reihe in dieser kleinen Halle stehen und zwischen Schultern hindurch nur Teile vom Spielfeld erhaschen, andererseits wollte ich bei diesem besonderen Ereignis schon irgendwie vor Ort sein.
Es wird nie wieder vorkommen, dass der finanzschwächste Verein ein Final Four um den Ligapokal in der kleinsten Halle der Liga ausrichtet. Da kam eine Verkettung von Umständen günstig zusammen. In Zukunft findet das Ganze dauerhaft in Düsseldorf statt.
Also ging ich mit einem Kumpel für das Spiel des MBC gegen den haushohen Favoriten Bayern München zum Public Viewing, in ein Bierzelt direkt vor der Halle. Dort war es wider erwarten überhaupt nicht voll und man kannte die Hälfte der Anwesenden. Kleinstadt eben. Erklärungsansätze: Der MDR übertrug das Spiel kostenlos, es waren -3°C, Auswärtsfans fahren nur vor Ort, wenn sie auch eine Karte haben. Das Zelt zeigte sich arg skeptisch, ob das heute was wird.
Das ist einerseits typisch für die Region (hier ist das Glas immer eher halb leer), andererseits war es auch nur realistisch und objektiv. Doch es wurde ein echter Kracher von einem Spiel. Der MBC spielte gegen dieses mit Weltmeistern gespickte Multimillionenteam absolut auf Augenhöhe, es war taktisch und technisch eine hochklassige Begegnung und eine absolute Augenweide. Die Stimmung im Zelt war schon nach dem ersten Viertel weit oben und als dann Breunig den letzten Rebound 0,9 Sekunden vor Schluss in den Korb eierte, brannten Zelt und Halle nebenan. Wie man hörte, solidarisierten sich die Fans von Frankfurt und Bamberg mit denen vom MBC und skandierten: »Alle gegen Bayern, woh ohohoho« nach der Melodie von „Vamos a La Playa“.

Ekstase im Festzelt. Kleinstadt-Edition.

Zum Finale gegen Bamberg bin ich wieder in dem Zelt. Näher kommt der MBC vermutlich nie wieder an den Pokal. Basketball ist ein großartiger Sport.

Hier das komplette Spiel:
https://www.mdr.de/video/mdr-videos/c/video-899908.html

Hier die Highlights:
https://youtu.be/_7la7X_1BuU?si=c7ExF9co2W4nzNNt

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14.Februar 2025 – Valentinstag / Zwischenfazit zum Weblog

Maria sagt (und das völlig zurecht), dass sie keinen besonderen Tag der Liebenden, der Achtung und Ehre braucht, schließlich sollte es sich von selbst verstehen, dass man sich täglich achtet und ehrt, solange man sich liebt.
Da ich das tue, mache ich das auch. Außerdem bin ich dem Universum wirklich wirklich dankbar dafür, nicht als Frau auf die Welt gekommen zu sein und dafür, dass sie diesen Part in unserer Familie inne hat. Ich wäre da ganz übel drin.
Kleinigkeiten lagen trotzdem auf dem Küchentisch. Ich hatte eine riesengroße Tüte „Knusperflocken“ gekauft und sie mir eine edle Nussmischung mit irgendeinem Biosiegel. Mehr Romantik brauchen wir beide nicht. Beiden Töchtern war es noch wichtig, uns mit selbstgebastelten Kärtchen mitzuteilen, dass sie uns mögen. Und in Hannahs Schule konnte man durch die 12.Klassen für zwei Euro eine Papierrose an seinen Valentin oder eine Valentina überbringen lassen. Gegen fünfzig Cent Aufpreis sogar mit Kärtchen. Eine liebenswerte Idee, die Geld in die Abiballkasse der 12.Klasse gespült haben sollte. Die haben den Kapitalismus verstanden. Über Emotionen funktioniert er am Besten.

Abgesehen von sieben Zentimetern Neuschnee auf meinem Fahrradsattel gab der Tag sonst nicht so viel Berichtenswertes her. Deswegen will ich mir mal so allgemein selbst bewusst machen, wie angenehm es sich anfühlt, dass ich hier seit dem 1.1. jeden Tag etwas aufschreibe. Hier kann ich ein Stück vom Tag lassen und muss nicht weiter drüber nachdenken. Das entspannt meine Gedankenwelt ungemein. Außerdem habe ich gleich zu Beginn des Jahres uberblogr.de entdeckt, was ich für eine schöne Sache halte, die auch stetig zu wachsen scheint. Da ich dadurch automatisch wieder mehr Blogs lese, nutze ich jetzt wieder stärker einen RSS-Feedreader (diesmal via FreshRSS sogar einen selbst gehosteten). Den kuratiere ich ständig weiter und kam so im Laufe der vergangenen Wochen schon an einige interessante Texte.
Das fühlt sich für mich schön gemütlich und nostalgisch an. Man hat nicht so viel Input wie in den sozialen Medien und bekommt durch den RSS-Reader alles schön gefiltert und in einer Dosis, die man sich selbst bestimmen kann. Dank der Blogs bekommt man nicht nur die üblen, sondern auch genug nette Dinge mit. Ganz normales Leben. Das finde ich schön und mache ich auch weiter so.
Wenn man dann aller ein bis zwei Tage (oder bei besonderen Ereignissen) doch mal wieder schwach wird und auf Bluesky oder Mastodon reinschaut, kann man sich dort binnen kürzester Zeit einen Überblick über die aktuellen „hot topics“ verschaffen und dann wieder für 24 bis 48 Stunden die Ruhe in der selbst gewählten RSS- und Blogwelt genießen. Bleibt nicht viel Kritik, außer, dass die Vielfalt der deutschen Blogs gerne noch weiter wachsen kann und ich diese kleine Strömung hin zu selbst gehosteten Webinhalten sehr begrüße.

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13.Februar 2025 – Notar, Zeugen, Verein, Schnee

Es gibt doch nochmal ein paar Krümel Schnee diesen Winter. Das finde ich gut, auch wenn ich meinen Berg dadurch besonders langsam herunterradeln muss.
Es kommen heute auffallend viele Leute mit lustigen Namen auf die Arbeit, was meinen Kollegen und mich erheitert. (Wenigstens was). Vielleicht macht aber auch nur das viele Weiß da draußen albern.

Zum Feierabend holt mich Maria mit dem Auto ab und ich lasse mein Fahrrad über Nacht im Schnee stehen.
Wir haben einen Termin bei einer Notarin im Nachbarort, um eine Sache beurkunden zu lassen, die uns eine Fessel mit Eisenkugel vom Fuß nehmen wird. Da ich früher ein sehr unpünktlicher Mensch war und mich das selbst ärgerte, ich aber auch nichts so richtig dagegen machen konnte, habe ich irgendwann den Schalter umgelegt und bin jetzt seit bestimmt zwei Jahrzehnten überall zu früh da. Das kommt im Schnitt besser an, aber auch nicht immer. Wenn man zum Beispiel bei Familienfeiern erscheint, während der Tisch noch eingedeckt wird und der Kuchen noch im Ofen ist, ist das gesellschaftlich auch nicht sonderlich gut akzeptiert. Trotzdem ist es im Schnitt besser, eine halbe Stunde zu früh als eine halbe Stunde zu spät zu einem Termin zu erscheinen.
Das gelang auch heute und da unsere Vorgänger ihren Termin abgesagt hatten, waren wir auch alsbald dran. Die Notarin begrüßte uns mit derselben Stimme, wie die Staatsanwältin aus dem Mainz-Tatort, was, dem Gilb und Geruch in ihrem Büro nach zu schlussfolgern, eindeutig das Ergebnis einer erfolgreichen Raucherkarriere war. Wir hatten sie vor zehn Jahren das letzte Mal gesehen, sie war aber locker zwanzig Jahre älter geworden seitdem. Die fröhliche Freundlichkeit war dieselbe geblieben und so brachte sie das routiniert mit einigen Scherzen begleitet über die Bühne.

Wir waren früher als geplant zu Hause und hatten gerade die Jacken ausgezogen, als es an der Tür schellte. Zwei adrette Frauen mit gepflegtem Äußeren standen da, die eine etwas jünger als ich, die andere einiges älter.

Frau: »Hätten Sie kurz ein paar Minuten Zeit für uns und ein wichtiges aktuelles Thema?«

Ich (skeptisch): »Geht es um Wahlwerbung?«

(Frauen werfen sich einen schwer zu deutenden Blick zu)
Frau: »Wir würden gerne mit Ihnen über die Bedeutung der Bibel in unseren schwierigen Zeiten sprechen«

Ich: »Dafür bin ich absolut nicht der richtige Ansprechpartner.«

Frau: »Sie haben es nicht so mit der Bibel, ne? Die spielte ja früher hierzulande auch keine große Rolle.«

Ich: »Ich möchte mit ihnen nicht weiterreden und beende das Gespräch an dieser Stelle.«

Sie: »Okay, schade. Auf Wiedersehen!«
Ich: »Alles Gute!«

Mehr als »Die Bibel ist ein inkohärentes, martialisches Stück Prosa.« und »Glauben macht das Denken komisch« hätte ich eh nicht beitragen können. Aber da ich das erste Mal Zeugen Jehovas (vermute ich) an der Tür hatte, möchte ich es trotzdem hier festhalten.

Maria haderte mit ihrem Freundinnentreff, da es ja nun schneite, fuhr aber dann doch noch los.

In der Zwischenzeit ging ich zum Verein, um die kritische Satzungssache von neulich zu klären. Trotz der Kürze der Zeit, des Termins und des Wetters kamen wider Erwarten fast 30 Mitglieder zu dieser außerordentlichen Vollversammlung. Dort war es heiter. Es ging alles glatt und einstimmig in unter einer Stunde über die Bühne. Ich verabschiedete mich aber alsbald, während es um mich rum gesellig wurde. Ich war sehr müde und die Töchter waren alleine zu Hause. So konnte ich das Protokoll der Sitzung gleich noch fertig schreiben und die weiteren Schritte auf den Weg bringen.


Beim Vater von Buddenbohms Söhnen fand ich einen wunderbaren Text, den ich auch bei mir nochmal bewerben möchte, obgleich mir bewusst ist, dass auch der nichts Wesentliches ändern wird an der Gesamtlage: https://republik.ch/2025/02/11/strassberg-die-unfaehigkeit-zu-trauern

„Es braucht jetzt eine Zeit echter, illusions­loser Trauer, mit all den Phasen, die Elisabeth Kübler-Ross beschrieben hat : Verleugnung, Wut, Verhandeln, Depression, Akzeptanz. Keine Phase darf übersprungen werden: Wir stecken noch mitten in der Verleugnung, jetzt ist Wut angesagt.“