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02.März 2025 – Sonne am Stein

Ich bin heute Morgen gut gelaunt und munter, weswegen ich mich freiwillig um das Frühstück kümmere. Damit das alles nicht Überhand nimmt, bitte ich den Sprachassistenten unseres Sonos-Lautsprechers in der Küche, eine Runde „Oldschool EBM“ zu spielen. Macht er dann auch. Während ich Eier brate, tanze ich den Mussolini. Danach: Sonne und Frische. Ein guter Grund, sich nach draußen zu begeben, den Schuppen aufzuräumen, immer Mal kurz innezuhalten und das Gesicht in die Morgensonne zu halten.

Als ich wieder drinnen bin, gibt es nochmal Mathenachhilfe und mit üblichen Haushaltsverrichtungen (Staub saugen, Blumen gießen, Wäsche) überbrücke ich die Zeit bis zum Mittagessen. Es gibt Ofengemüse, unter anderem mit Rote Beete und Steckrübe. Ist erstaunlich lecker und stammt alles aus der letzten Vitaminretterbox.

Am Nachmittag waren wir noch beim Stein. Der Stein zeugt von den mit Abstand beschissensten Geschichten, die ich in meinem Leben bislang erlebt habe. Wie zum Beispiel dieser. Deswegen meide ich den Stein im Winter gerne mal. Da ist das Grab eh mit Grünzeug eingedeckt und es hat keiner was davon, wenn ich dort frische Blumen hinbringe. Hat eigentlich auch so keiner, aber das ist ein anderes Thema. Gräber sind trotzdem ein wichtiger Ort der Trauer, aber ich bin nicht immer dazu geeignet, dort hinzugehen. Weil die Sonne so schön schien, liefen wir heute als Familie hin und zurück. Das sind immerhin fast sechs Kilometer. Wir hatten einen Strauß weiße Rosen dabei und eine frische Grabkerze. Es wurde einer der wenigen Tage, wo ich gleichgültig bis glücklich vor diesem Stein stand.

Wir gehen auch noch zu Marias Opas, sehen einen Buntspecht in den Bäumen. Die Eichhörnchen, die hier sonst rumwuseln, sind vermutlich noch im Winterschlaf. Hannah fragt mich, wie ich mal begraben werden möchte, wenn ich tot bin. Ich sage erst, dass mir das eigentlich egal ist, weil ich ja dann tot bin und das sich das die Hinterbliebenen so einrichten sollen, wie es ihnen am besten passt. Etwas später korrigiere ich mich aber und sage, dass ich gerne in den Kreislauf des Lebens zurück will. Ich sage, dass ich mir gut vorstellen könnte, über einen Felsen gehängt zu werden und dann picken mich Raben, Krähen und Geier auf. Das fände ich schön, die Töchter gucken jedoch komisch. Der Gesichtsausdruck fragt: »Im Ernst?«. »Ist doch besser als verbrannt werden..«, antworte ich ungefragt.

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