Dieser Freitag war ein Tag der zerschlagenen Vorhaben.
Eigentlich wollten wir uns langsam wieder an das frühe Aufstehen gewöhnen, weswegen wir extra ein Date mit Bruno, unserem Patenlabrador vereinbart hatten. Für 9:00 Uhr, was hieß, wir mussten für die rechtzeitige Anreise spätestens 7:30 Uhr aufstehen.
Als der Wecker um diese Zeit schellte, also vielmehr die Weckerapp im Handy furchtbare digitale Töne von sich gab, wurden wir ernüchtert. Die Besitzerin von Bruno hatte abgesagt, da ihr Kind in der Nacht Fieber bekam.
Aus Frust über das so versagte Wiedersehen mit meinem Buddy Bruno schlief ich dann bis fast 9:00 Uhr weiter, was mit aber kein schlechtes Gewissen machen sollte, schließlich hielten es Maria und Hannah genauso. Lediglich Lisbeth schlich sich irgendwann nach 8:00 Uhr ins Wohnzimmer, um dort in einem von „Gregs Tagebüchern“ zu lesen, die sie zu Weihnachten bekam. Wie unsere Eulenfamilie es jemals wieder zurück in die sie umgebende Lerchengesellschaft schaffen soll, ist mir derzeit immer noch ziemlich rätselhaft.
Ich rang mich dann irgendwann zwischen 9 und 10 dazu durch, für die Familie ein Frühstück zu basteln, schließlich wollte ich gegen 12 zum ersten Mal in diesem Jahr auf Arbeit sein, allerdings nur, um den 40.Geburtstag einer Kollegin mit vorzubereiten, der am Dienstag stattfinden wird.
Doch auch hier wurde ich enttäuscht. Die Kollegen kommen ohne mich zurecht, ließen sie mich wissen und meine Germina Sport Kinderski aus dem Schuppen wollten sie auch nicht mehr als Deko verwenden.
Raus musste ich aber trotzdem mal. Die Sonne schien und so ganz ohne Plan wollte ich nicht durch den Vormittag, also holte ich alles Geld, was bei uns so einging, um im Auftrag der Omis Weihnachtsgeschenke zu besorgen und beschloss, dieses in der Sparkasse einzuzahlen sowie anschließend Haare und Bart wieder auf ein vernünftiges Maß bringen zu lassen.
Ich fuhr zum Markt der Kleinstadt, wo verblüffend viele Leute auf der immer noch dort stehenden Eislaufbahn ihre runden drehten und fasste den Entschluss, mit der Familie da am Nachmittag auch nochmal hinzufahren.
Das Geld war schnell eingezahlt und so ging ich zum arabischen Coiffeur meiner Wahl in die nahen Harkan-Filiale. Ich gehe seit einigen Jahren konsequent nur noch in Barber-Shops zum Haareschneiden, allen miesen Geldwäschegerüchten zum Trotz. Ich komme dort immer sofort dran, keiner wäscht mir die Haare, es gibt keinen doofen Smalltalk und ich bin zehn Minuten später mit einer perfekt geschnittenen, unschlagbar günstigen arabischen Rundumfrisur wieder draußen.
Ich blinzelte beim Verlassen des Lokals in die Sonne, fuhr nach Hause und lockte die Familie aus ihrer Bräsigkeit. Als ich endlich alle überredet hatte, dass genau jetzt der richtige Zeitpunkt war, um nochmal zur Eislaufbahn zu fahren, alle wetterfest und vollständig gekleidet bereit zum Verlassen des Hauses waren, setzte aber aus dem Nichts ein mittelschwerer Schneeregen ein, der laut Wetterapp auch erstmal nicht mehr aufhören sollte. Wir erklärten also auch dieses Projekt für gescheitert, denn niemand will in die Pfützen einer nass geregneten Eislaufbahn fallen, wie wir aus leidvoller Erfahrung wussten.
Also doch nochmal ein Nachmittag skandinavische Gemütlichkeit mit einem eisig-späten dunklem Dorfspaziergang im 1°-Wind. Zum Abend gab es für jeden ein Backfischbrötchen und während ich diese Zeilen schreibe, schaut der Rest der Familie gerade den sechsten Teil der langsam immer gruseliger werdenden Harry Potter – Filmreihe. Mal schauen, ob sie noch alle Teile vor Schulbeginn schaffen.