Nach einem unruhigen Schlaf war ich dran mit Frühstück machen. Es gab lecker Spiegelei für alle. Direkt im Anschluss lief ich durch den ersten Schnee des Jahres ins Dorf, um Stehtische, Biertische, Pavillons und Grills mit aufzubauen und allerlei Zeug zu transportieren. Heute war Neujahrsempfang geplant und es kamen erstaunlich viele, um zu helfen.
Es entspann sich das dorftypische große Jahresanfangshallo, begleitet von dummen Sprüchen und maximal halbernst gemeinten Verbesserungsvorschlägen bei allem, was man tut. Es dauerte nach unserem Umzug aufs Land eine ganze Weile, bis ich das schätzen lernte, aber mittlerweile tue ich es. Am besten trifft meine Beziehung zu meinem Dorf immer noch die Aussage eines Freundes, die da lautet: »Der größte Vorteil und der größte Nachteil des Dorfes ist: Man passt aufeinander auf..«.
Da wir viele Leute waren, waren auch alle schnell wieder zu Hause. Ich erledigte Kram im Haushalt und dann verfolgte ich den Liveticker meines CO2-freien Playstation5-Lieferfahrzeuges. Nun ist sie da und die Lieferung ist in Ordnung. Erste Eindrücke: Das angepappte Laufwerk ist eine ästhetische Katastrophe und es wird mich ewig nerven, die BlueRay-Discs andersrum reinstecken zu müssen, als erwartet, aber ansonsten ist das schon alles ziemlich shiny und fancy und modern. Der neue Controller macht Spaß beim Spielen, für richtig viel ausprobieren war dann aber aufgrund diverser riesiger Updates, die ich laden musste, noch nicht allzu viel Zeit.
Der Neujahrsempfang startete mit viel guten Wünschen und »seiter jut reingekommen?“-Fragen. Ein Effekt des Dorflebens ist ja auch, dass man bald 70 Prozent der Bevölkerung kennt, wenn man irgendwo öffentlich in Erscheinung tritt. Das ist auch was schönes. Ich drücke Menschen, smalltalke im Rahmen meiner Möglichkeiten, mache meinen Töchtern Knüppelkuchenteig zurecht und brate mir selbst einen.
Direkt im Anschluss werfe ich mir die McDonalds-Schürze über und stelle mich an den Grill um einige hundert Roster zu rostern. Das mache ich unheimlich gerne….grillen. Ein Vegetarier, der gerne grillt. Das klingt erstmal nach einem Widerspruch, ist aber keiner. Höchstens ein bißchen inkonsequent. \
Zwischendurch kamen immer mal meine Frau oder eine meiner Töchter vorbei, um sich nach meinem Wohlbefinden zu erkunden oder um mir z.B. zu sagen, dass man sich soeben mit der besten Freundin verlobt hätte (Hannah).
Spannend war auch die Beobachtung, wie um mich herum alle gleichförmig immer betrunkener wurden und wie lustig das für mich als „Außenstehenden“ war … jedenfalls bis zu dem Punkt, wo es nicht mehr lustig war, sondern nur latent nervte. Was mich nicht nur latent nervte, war die Musik. Wenn sich Herbert Roth mit den schlimmsten ApresSki-Hits die Klinke in die Hand gibt, weiß man, dass man einen Karnevals-DJ an den Turntables hat. Anyway…
Für 19:00 Uhr hatte der Rat der Dorfältesten ein professionelles Feuerwerk geplant und das nervte mich am allermeisten. Nicht nur wegen der Sinnlosigkeit von Feuerwerk und den Auswirkungen auf Natur, Mensch und Tier, sondern auch deswegen, weil man unserem Verein vor kurzem Geld für zwei neue Pavillons verweigert hat und nun hier der doppelte Geldwert verbrannt wurde.
Gegen halb Neun standen dann nur noch einige versprengte Glühweinleichen auf dem Gelände rum und die Veranstaltung wurde für beendet erklärt. Alles wurde eingerissen und zusammengepackt, wobei ich eifrig half. Dann entschloss ich mich dazu, nach Hause zu gehen, um noch die zweite Halbzeit des MBC gg. Ulm auf DYN sehen zu können. Das Spiel war gut, wurde aber unglücklich und knapp verloren. Kurz danach endete für den Rest der Familie auch die erste Hälfte des großen Harry-Potter-Finales mit einem Cliffhanger. Es folgte Bettruhe und Maria gefiel, dass ich wie ein Bratwürstchen rieche.