An diesem Samstag erwachte ich unglaublich entspannt und so blieb ich dann auch den gesamten Tag über. Ich verbrachte diesen letzten Tag vor dem letzen Kälteeinbruch der Saison weitgehend im Freien.
Als ich das erste Mal in dieses Freie trat, standen gerade Freunde von uns auf dem Hof. Mit denen redete ich eine ganze Weile, auch über ein schon länger geplantes Bauprojekt auf meinem Hof, dessen Umsetzung wir -dieses Mal aber wirklich!- heute neu besiegelten. Ich hatte für heute eigentlich nur vor, ganz profan das erste Mal in diesem Jahr Wiese zu mähen (wir haben keinen Rasen).
Ich musste aber feststellen, dass mein Rasenmäher gar kein Benzin mehr hat, also fuhr ich schnell mit Marias Auto und zwei Kanistern an die Tankstelle. Dort stand vor mir meine Kinderärztin mit ihrem Mann, dem ehemaligen Chefarzt. Sie sind beide über siebzig und tankten ihren 911er Porsche voll. Sie wollten mit leichtem Gepäck nach München zur Tochter. Ich wünschte eine gute Reise.
Als ich wieder zurück war, bekam ich den Rasenmäher trotz Benzin nicht dazu, anzuspringen. Also machte ich auch noch eine Vergaser-Schnellreinigung, mit den Mittelchen, die es extra dafür gibt. Dann ging es. Während ich dies tat, dachte ich wieder die ganze Zeit an diesen teuren, GPS-gesteuerten Rasenmähroboter aus China.
Doch nun lief erstmal wieder der selbstfahrende Benzin-Rasenmäher. Das tat er gut eineinhalb Stunden, während ich hinterherlief, die Richtung vorgab und lächelnd in die Sonne blinzelte. Unterwegs fielen mir allerlei Dinge auf, die dieses Frühjahr noch im Garten zu tun sein würden. Als ich fertig war, zeigte meine Applewatch die üblichen 5,5km mehr an, weswegen ich erst einmal auf der Hollywoodschaukel Platz nahm. Dort zwitscherten die Vögel und es schien die Sonne und es ist unglaublich, wie sehr mich sowas immer beruhigt. Dann wurde zum Mittagessen gerufen.
Maria war am Nachmittag mit einer alten Schulfreundin unterwegs, die aus Berlin angereist war. Während sie also Sektlimonade probierte und durch die Weinberge spazierte, war ich auch am Nachmittag mit den Töchtern im Garten. Ich fing schon mal an, mit der Astschere die Dinge zu bearbeiten, die ich während meiner Mähwanderung gesehen hatte. Hannah und Lisbeth versuchten sich derweil an Saltos im Trampolin und zwar so, dass ich zwischenzeitlich ernste Genickverletzungen fürchtete und auch mal Gliedmaßen ineinander krachten. Es wurde aber überwiegend und sehr fröhlich gelacht im Trampolin. Die Entschuldigungen für beigefügte Schmerzen und Blessuren waren herzlich und aufrichtig. Einen Salto hatte am Ende keine der beiden geschafft.
Am Abend befragte ich Maria danach, was sie gerne noch von der Welt sehen oder generell erleben möchte in ihrem Leben. Den Leben geht nicht ohne Planung und umso schlechter, je gebrechlicher man wird. Maria ist da schön unaufgeregt in solchen Dingen. Alles was ihr einfiel, war eine Asienreise, aber nur, um asiatisches Streefood direkt vor Ort essen zu können. Ansonsten bräuchte sie keine Action mehr und auch nicht den Reiz des Exotischen. Afrika und Südamerika zum Beispiel scheinen ihr zu wild und zu gefährlich zu sein. Generell reiche ihr Europa, weil es da ja schon alleine mehr zu entdecken gäbe, als man sich in einem ganzen Leben anschauen könne.
Ich selber unterscheide bei Urlauben zwischen Erholung und Erfahrung. Erholung kann ich zum Beispiel überall kriegen, wo eine Landschaft mit Wald, einigen Ergebungen und vielleicht einem Gewässer zu finden ist. Es ist mir egal wo das ist, aber das sind meine Bedingungen für einen Urlaub mit Erholung. Will ich aber Erfahrungen machen, kann es mir garnicht fremd und exotisch genug sein. Da gilt, je weiter weg es von meiner eigenen Lebensrealität ist, umso besser. Überhaupt, wäre ich ohne Bindungen und Verpflichtungen, sehr wahrscheinlich ununterbrochen unterwegs. Nomadisch am liebsten in der ganzen Welt. Am Ende des Lebens geht es nur um die Erfahrungen, die man gemacht hat und überhaupt nicht um den Besitz, den man anhäufen konnte.
Aber da Asien, aus europäischer Sicht, schon sehr exotische Kulturen zu entdecken verspricht, haben wir doch schon mal einen gemeinsamen Nenner gefunden. Wäre Myanmar politisch nicht so kaputt, würde ich gerne mal dorthin fahren. Aber so kann man sich ja erstmal mit einer Reise nach Vietnam informell befassen. Gut ist auch die Erkenntnis, dass wir uns zusammen prinzipiell auch wohlfühlen würden, könnten wir nur noch an die Ostsee oder die Mecklenburger Seenplatte reisen, denn vielleicht liegt ja genau darin auch die Zukunft.
Ich finde es schön, das Ihr keinen dieser Mähroboter habt- die hächseln Igel…. Schade das Du so weit weg bist- sonst würde ich Deinen Benziner mal gründlich durchchecken…
Keinen Mähroboter haben, um Igel zu schützen, ist die eine Sache, 1.400 qm von Hand mähen die andere. Gerade im Frühling, wenn die Natur explodiert.
Ich würde so einen Mäher natürlich nicht nachts fahren lassen, aber stimmt schon, passieren kann immer was.
Wenn der Mäher nicht läuft, ist es meistens der Vergaser. Einmal pro Saison bau ich den immer aus und mache ihn sauber…