»Soll ich‘s wirklich machen oder lass‘ ich‘s lieber sein?«, frage ich mich heute nach dem Duschen auf die Frage danach, ob ich wirklich das Fahrrad als Zubringer zur Arbeit nutzen will. Draußen sind -4°C und die Straße glitzert. Ich verdränge den Gedanken daran, wie eiskalte Luft durch den gewirkten Jeansstoff zieht und ziehe es durch, schließlich habe ich Nachmittagspläne.
Die Kollegin, die ich im August beerben werde, war wieder zurück von ihrer Berlinreise, wo sie aufgrund ihres Ehrenamtes zum Neujahrsempfang des Bundespräsidenten geladen war.
Ihr Fazit fällt recht nüchtern aus und lässt sich in etwa mit: „zwei Tage Aufregung und Brimborium für ein mittelmäßiges Mittagessen“ zusammenfassen. Vom Schloss Bellevue war sie auch nicht sehr angetan, da es zumindest im Inneren nichts mit „belle vue“ war. Sie berichtet von karger Einrichtung, schiefen Bildern und Kerzen, Kunstblumen auf dem Tisch und Kabelbäumen, die man hinter Heizungen gestopft hat. Ich mag diese Kollegin. Was sie mitbrachte, war ein gemeinsames Foto mit Manuela Schwesig und die Sichtung einiger Politprominenz, Scholz und Lauterbach inklusive. Ihr Mann war zeitgleich im Bundestag bei einer Deluxe-Führung und hinterher sehr angetan.Auch sein Essen war, subjektiv gesehen, besser.
Meinen Arbeitstag beende ich heute zeitig, um meinen Bruder zu besuchen. Ich fahre mit dem Zug durch die schöne Saale-Unstrut-Weinlandschaft mit Burgen und Ruinen und komme dann irgendwann nicht nur auf irgendeinem Bahnhof an, sondern am

Mein Bruder hat morgen Geburtstag und da es diese Woche sonst nicht anders geht, hab ich ihn heute besucht. Es gibt ja aus unserer Kernfamilie nur noch uns, und es gibt gerade viel zu bereden in seiner aktuellen Lebensphase, die nicht die einfachste ist. Aber schafft er schon…
Zum Abendessen bestellen wir uns Sommerrolle und Ramen, dann mache ich mich auf den Heimweg. Halb neun bin ich wieder zu Hause. Könnte man öfter mal machen, eigentlich. Weimar ist via Bahn nicht aus der Welt.
Aber ach, der Alltag…


Das ist interessant, da Weimar, auch habe ich keinen Bruder dort, nicht in meiner Welt auffindbar scheint. Ja doch, in der Vorstellung, aber da sitzt Goethe in seinem Gartenhaus. Und so verstehe ich nur bedingt etwas von chinesischen Röllchen, die den geheimen Rat gewiß recht überrascht hätten. „Enthalten die Ginkgo – Blätter“ hätte er vermutlich gefragt. Und ein Gedicht über ferne Ländern, die er freilich nie aus der Nähe gesehen hatte, geschrieben.