Die Kollegin, mit der ich mir derzeit ein Büro teile, ist zurück. Mit der Ruhe im Büro ist es dadurch vorbei. Sie war auf einer griechischen Insel, von der sie sehr vielen Leuten heute persönlich oder am Telefon erzählt hat. Fazit: Wetter war gut, Essen schmeckte toll, Insel war schön.
Später am Nachmittag stand im Gymnasium ein Infoelternabend zum Schulwechsel von Lisbeth an. Maria und ich fuhren also nochmal mit dem Rad in die Stadt. Vor dem eigentlichen Elternabend waren organisatorische Dinge zu klären. Es saßen acht Frauen und Männer an einem langen Tisch, jeweils mit einem Stapel Papier vor sich.
Wir traten an den ersten Tisch und da saß dann Sarah vor mir. Mit Sarah und einer zugehörigen Gruppe Menschen war ich früher mal auf Festivals und so. Auf einem Festival habe ich sie mit ihrer besten Freundin verheiratet, weil ich mich aus Langeweile heraus selbst zum Standesbeamten gemacht hatte und alle vermählte, die das wollten. Es war immer spaßig mit Sarah auf dem Festivalzeltplatz, sie gehörte zum erweiterten Freundeskreis meines Bruders. Ich fragte also: »Was machst du denn hier!?«. Und sie antwortete: »Na ich bin hier Lehrerin.« und das kriegte ich erstmal kurz überhaupt nicht zusammen. In meiner Erinnerung war Sarah gerade mit dem Abitur fertig geworden und ich so Mitte/Ende 20. Sie konnte doch unmöglich Gymnasiallehrerin sein. Nach einem ersten Schreck rechnete mein Hirn nochmal kurz nach und antwortete dann mit »Doch!«.
Überhaupt ist so ein Elternabend in einer Kleinstadt irgendwie auch eine Art lustige Reise in die Vergangenheit. Nicht nur, dass man auf Lehrer trifft, die streng genommen beinahe die eigenen Kinder sein könnten, man trifft auch in der Elternschaft seine halbe Vergangenheit wieder. Eltern aus der Kindergartenzeit der eigenen Kinder, Eltern aus den Zeiten in den ein oder zwei halbwegs alternativen Clubs/Diskos der Stadt, ehemalige Mitspieler aus Sportmannschaften und so weiter. Gefühlt kannte man ein Viertel der anwesenden Eltern, hatte sie aber zum Teil schon eine Weile nicht mehr gesehen und hatte dadurch leichte Klassentreffen-Vibes.
Das Programm der Schule kannten wir dann schon aus dem Infoabend von vor zwei Jahren. Der Direktor machte wie üblich Druck, indem er den Anwesenden seinen Leistungsanspruch klar machte und mitteilte, dass die Kinder hier aufs Studium vorbereitet werden und nicht dazu da sind, nach er Zehnten abzugehen. Es wurde betont, das die Schule regelmäßig über dem Landesdurchschnitt liegt und das man hier sehr leistungsbereit in diese Schullaufbahn gehen sollte. Das sorgte für ein kleines Raunen in der Menge. Wir kannten die Nummer schon und blieben entspannt. Dem Direktor zu sagen, dass dieser Anspruch auch ein bisschen von der Leistung der Schule und hier insbesondere vom Vorhandensein fester Fachlehrer(innen) abhängt, hätte ja auch nichts gebracht. Dann wurden die potentiellen Klassenlehrerinnen und -lehrer vorgestellt und da war Sarah wieder mit dabei. Ich hoffe, Lisbeth bekommt Sarah als Klassenlehrerin. Das wäre aus meiner Sicht ein perfektes Duo.
Nach diesem Teil fuhr eine Sechsergruppe Radfahrer mit uns von der Schule nach Hause. Wir scherzten und hatten Spaß. Das fand ich als Tagesabschluss gut.