Weil wir am Montag so fleißig waren und nun erst einmal nichts mehr zu tun war, außer auf die neuen Regale zu warten, lud ich die Familie zu einem Ausflug ein. Ich mag es selten, mehrmals an denselben Ort zu fahren, und ich bin deutlich über vierzig Jahre alt, und ich habe meinen Geburtsort nie ernsthaft verlassen. Es wird also immer schwieriger, Tagesausflüge zu finden, von Orten, wo man noch nicht war und auch hin will. Heute war das der Wörlitzer Park. Weltkulturerbe. Frühlingswetter genießen. Ein Platz, um einfach mal in der Natur zu laufen. Immerhin eine 90-Kilometer-Anreise mit dem Auto erstmal.
Der Park wurde Ende des 18.Jhd. nach dem Vorbild englischer Gärten angelegt und das merkt man auch. Er ist unheimlich abwechslungsreich gestaltet und wird nie langweilig. Das merkten wir vor allem daran, wie lange unsere Töchter gut gelaunt blieben und drauf gespannt waren, was hinter der nächsten Ecke wartet.
Es gibt künstlich angelegte Höhlen, unterirdische Gänge und Türme sowie einige, historischen Baustilen nachempfundene Gebäude, Pfaue, die sich in Wiesen ausruhten und spannende Fähren und Brücken. 112 ha groß ist der Park. Da kann man mehrmals durchlaufen und wird immer wieder neue Seitenwege finden, die man noch nicht kennt. Aufgrund des Aprils war es hier auch schön leer. Ein paar Japaner, ein paar versprengte Einzelgäste, das war es auch schon. Die Hauptsaison geht erst im Mai los und klar, dann ist das Grün komplett draußen, dann blühen noch ein paar mehr Blumen und die Seerosen wandern an die Wasseroberfläche des Wörlitzer Sees, einem alten Arm der Elbe. Wir hatten hier dennoch gute, harmonische Zeit zugebracht und einige Kilometer zurückgelegt.





















Der Wörlitzer Park liegt in der Nähe von Dessau und deswegen wollte ich nach dem Park noch ins Bauhaus-Museum. Ich mag die zwanziger Jahre und ich mag die Bauhausbewegung. Wann kommt man außerdem auch schon mal wieder nach Dessau… und warum.
Bevor man über das Bauhausmuseum redet, muss man nämlich unbedingt erstmal über Dessau reden. Dessau wurde im Laufe seiner Geschichte schon von zahlreichen Katastrophen heimgesucht. Zuletzt waren das der zweite Weltkrieg, als 80% der Stadt wegen den Junkers-Flugzeugwerken zerbombt wurden, dann kam der Sozialismus, der die weggebombten Häuser durch Plattenbau-Brutalismus ersetzte, was man in einer Bauhausstadt anscheinend für legitim hielt. Zuletzt spielten die Folgen der deutschen Wiedervereinigung der Stadt übel mit. All das hinterließ tiefe Spuren in der Topographie der Stadt und den Geischtern der Menschen, die (noch) hier leben. Das sollte man wissen, bevor man Dessau das erste Mal besucht.
Das neue Bauhaus-Museum in Dessau ist architektonisch gelungen. Ein scheinbar schwebender Betonriegel, eingefasst von einer komplett aus Glas zu bestehen scheinenden Außenhülle. Die Ausstellung ist für Interessierte schon interessant. In Dessau spielte sich ja nach dem Ende in Weimar die zweite Phase der Bauhausschule ab. Man sieht viele Designstudien, man kann an Wänden und auf Schildern und an Tischen viel über das Bauhaus lesen, wenn man will. Man sieht Studien, Skizzen und Lehrmaterial von Kandinsky, Paul Klee und Co. . Da ich schon in Weimar im Bauhausmuseum war, fehlte mir hier etwas das lehrhafte, also die Entdeckung und Erkenntnis, was die Bauhausschule so besonders und neu machte. Das ist meiner Meinung nach in Weimar besser aufgebaut und herausgearbeitet. Die Klarstellung, wie besonders und neu das Bauhaus in seiner Zeit war und wie weit seiner Zeit voraus. Da ist Dessau schon eher klassisch eine reine Ausstellung, an der man eigene Entdeckungen machen kann. Die Töchter hielten hier auch nicht ganz so geduldig durch, wie im Wörlitzer Park. Sie waren sich aber mit ihrer Mutter einige, dass sie das Bauhaus gestalterisch eher nicht anspricht.












Nach dem zweiten Tagesordnungspunkt unternahmen wir noch einen Ausflug zu den Meisterhäusern, in den Gropius und Kandinsky wohnten und dem eigentlichen Bauhaus, in dem das also alles seinerzeit stattfand. Wir schauten nur von außen. Rein gingen wir nicht.
Anschließend wollten wir noch Abendbrot essen. Ich hatte ein sehr gut bewertetes afghanisches Restaurant ausgesucht, weil ich keine Erfahrung mit der afghanischen Küche habe und diese gerne hier machen wollte. Allerding ging dann die Automatiktür nicht auf, als wir reingehen wollten. Die Außenbestuhlung war dekoriert, es brannte innen etwas Licht und das Kassensystem war eingeschaltet, aber die Tür öffnete sich nicht. Auch telefonisch war der Inhaber nicht zu erreichen. Schade. Wir schwenkten spontan auf asiatische Fusionsküche um und das war keine schlechte Entscheidung. Zwar keine wirklich neue kulinarische Erfahrung, aber trotzdem eine gute.



So endete unser Kulturtag der Osterferien 2025 noch ganz versöhnlich und um einige Eindrücke reicher.