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17.März 2025 – Volksversammlung

Ich hatte stark auf Besserung gehofft, aber meine Arbeitsstelle läuft weiterhin nur mit halber Leistung, nur das nun zusätzlich auch noch die Chefin krank ist. Meinem anekdotischen Erleben nach hatten wir diesen Winter eine komische aber intensiv-wellenartige Erkältungssaison mit zum Teil seltsamer Virenausprägung. Ich wurde bis auf einen kleinen Schnupfen aber soweit verschont, was ich auch ein wenig auf meine regelmäßigen Radfahrten durch die Winterfrische schiebe.

Gestern gab es nun also den Infoabend zum eventuell, vielleicht, unter Umständen anstehenden Gefängnisbau. Ich schaute mir das in der Liveübertragung des lokalen Fernsehens an. Da war es einigermaßen auszuhalten. Naturgemäß waren hauptsächlich Bedenkenträger vor Ort und naturgemäß hatten Politik und Verwaltung keine bis kaum welche. Ich bin hinterher nicht unbedingt fester in meiner Meinung. Eine strukturschwache Kleinstadt würde sich 320 gute Arbeitsplätze und rund 350.000,-€ jährliche Finanzzuweisungen des Landes zum Preis eines riesigen hässlichen Klotzes am Ortseingang kaufen. Es würde dort 60 Leute im offenen Vollzug geben, die dann im Stadtbild zu finden wären. Ansonsten wird man vom Gefängnis wohl nicht viel mitbekommen. Die Effekte, die sich der Bürgermeister und die Verwaltung erhoffen, sind überwiegend spekulativ, aber nicht ausgeschlossen. In der relativen Nähe zu meinem Dorf sehe ich keine Gefahr, da die Buslinie sicher vom Gefängnis in die Innenstadt führen wird. Maria ist dagegen, ich bin tendenziell neutral bis dagegen, was diese Ansiedlung betrifft. Ansonsten fand ich die Veranstaltung gut und aus Beobachtersicht interessant. Ich machte wieder einmal die Beobachtung, dass die richtig alten Bürger im Osten die aktuelle Gesellschaft überwiegend nicht verstehen und das wohl alles auch nicht mehr lernen werden. Sie sind in der DDR erwachsen geworden und das ist das System, mit dem sie sich arrangieren mussten. Dann gibt es die mittelalten, die irgendwann mal vom Leben bzw. der Gesellschaft einen Schlag bekommen haben und seitdem alles gefühlt negative, was passiert, auf sich beziehen und mit allem anderen negativen, was sie kennen, zu einem riesigen Klumpen Negativität vermengen, das sie immer mit sich rumtragen. Aber es gab auch viele vernünftige Stimmen, berechtigte Fragen und gut gestellte Argumentationen. Das kann mein Dorf dann doch auch. Der Finanzminister, der Bürgermeister und deren Fachleute gaben meiner Meinung nach gut Auskunft und ließen erkennen, dass man schon viel drüber nachdenkt und das nicht einfach so macht. Nebenbei wurde zum Beispiel denjenigen das Konzept representative Demokratie erklärt, die nach einer Volksabstimmung riefen. Das kann ja auch nichts schaden. Bin gespannt, wie das alles weitergeht.
Es gibt (natürlich) schon eine Unterschriftensammlung gegen das Gefängnis, auf Länderebene streitet man zuerst, dann streiten die interessierten Städte und dann wird was entschieden. Weiter geht es im Stadtrat um die grundsätzliche Frage, ob man das wirklich will.

Zwischendrin kamen Maria und Lisbeth nach Hause. Maria hatte meine Nachricht offensichtlich nicht gelesen und nochmal genauso viel Brot und Brötchen wie ich gekauft. Wir schwimmen nun in Walnusskracherbrot und gesunden Roggenbrötchen. Ich fürchte, einen großen Teil davon werden die Ziegen des Nachbarn irgendwann zu fressen bekommen. Hannah hat am Abend leichtes Fieber und bleibt weiterhin zu Hause.

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