Nachdem die Hausarbeit getan ist, entschließe ich mich spontan dazu, zum Friseur zu gehen. Ich bin morgen schließlich einen halben Tag lang Wahlvorsteher im dörflichen Wahllokal und da will ich einigermaßen seriös rüberkommen. Waldarbeiter goes Wahlvorsteher, sozusagen.
Ich fuhr also in das Einkaufszentrum auf der grünen Wiese vor den Toren der Stadt, wo heute, was ich nicht wusste, ein riesiger Flohmarkt abgehalten wurde. Ich fand also ewig keinen Parkplatz, und als ich einen hatte, fand ich selbstverständlich keinen Friseur, der mich spontan drannehmen wollte.
Da ich aber nun einmal eine neue Frisur wollte und gerade unterwegs war, fuhr ich in die Innenstadt zu meinem syrischen Lieblingsbarbier. Ich fragte: »Kann ich drankommen?« Er sagte: »Klar!« Das es noch fast eine Stunde dauern würde, bis ich drankam, sagte er mir nicht.
Erst bekamen noch drei vietnamesische Grundschuljungs eine iroartig ausrasierte Frisur. Das war schön mit anzusehen. Dann war ich dran. Ich sagte dasselbe wie immer (an den Seiten ausrasieren und oben entsprechend kürzer), wurde aber noch »Und Bart?« gefragt. Ich sagte, dass ich nicht weiß, was man damit machen kann, er aber einfach mal was machen soll. Auf Dreitagebart lässt sich zur Not ja alles unterrasieren. Er schnitt mir tiptop die Haare und packte dann am Bart die komplette Show aus. Alles was er so an Bartwichse, Schäumen, Tinkturen und Wässerchen da hatte, wurde angewandt, genauso wie zwei verschiedene Rasierer und ein Rasiermesser. Ich werden nun mit Abstand der schönste Mensch im Wahllokal sein. Ich sehe aus wie ein persischer Prinz. Maria gefällt es auch. Sie sagt, ich würde sehr männlich riechen und soll mir jetzt öfter dort den Bart schneiden lassen.
Am Nachmittag waren wir bei unseren besten und langjährigsten Freunden grillen. Für mich gab es Nudelsalat und zwei Stücken falsches Hähnchen. Unsere vier Töchter beschäftigen sich mittlerweile sehr gut selbst miteinander. Später am Abend landen wir auf unseren Smartphones in unseren Clouds bei uralten Kinderfotos und Fotos aus gemeinsamen Urlauben. Das war schön nostalgisch, weil es die Niedlichkeit unserer Kinder in Klein ins Gedächtnis rief, weil es zeigte, wie lange wir schon befreundet sind und weil es auch zeigte, wie gut die Zeit vergehen kann, wenn man älter wird.
Morgen ist Wahl und die letzten Wortmeldungen von Merz lassen nix Gutes ahnen.
Nächste Woche wird hier auch angegrillt. Grüße.