Kurz nach 12 gehe ich ins Dorfzentrum, meinen Dienst antreten. Unterwegs treffe ich meinen Freund Steffen mit seinen beiden Hunden. Er flachst mir zu, dass ich alle AfD-Stimmen verschwinden lassen soll. Ich lache und sage, dass ich die einfach alle für ungültig erkläre…
Die Verantwortung wird mir von der Wahlvorsteherin schnell übergeben, dann treffen meine weiteren Wahlhelfer für den Nachmittag ein. Ich kenne die alle und so entwickeln sich kurzweilige Gespräch und man ist schnell wieder bei jedem auf dem aktuellen Stand.
Auch sonst wird es heute nie richtig langweilig im Wahllokal. Bis Mittag waren schon mehr als fünfzig Prozent wählen und der Nachmittag machte den Eindruck, als wäre er für die anderen fünzig Prozent gedacht. Es kommen viele Leute, die man kennt. Es gibt viele Gründe rumzuflachsen und ein bisschen Spaß zu haben. Politische Themen gilt es dabei natürlich zu umschiffen. Bis zur Auszählung war das wohl der kurweiligste Wahlhelfereinstz bislang für mich. Als das Wahllokal schloss, waren 87% der Wahlberechtigten da und wir hatten nur noch knapp dreißig leere Stimmzettel übrig. Das habe ich so noch nicht erlebt.
Mit dem Beginn der Zählung war der Spaß dann aber auch vorbei. Der AfD-Stapel wurde immer größer, die Stapel der demokratischen Parteien blieben im niedrigen Dutzendbereich, als die in Erst- und Zweitstimme gleichen Stimmzettel gezählt wurden. Es wurde immer ruhiger im Raum. Gelegentliches Kopfschütteln gab es schon…
Die restlichen Stimmzettel stellten den größeren Teil und relativierten den Ersteindruck noch etwas, das Endergebnis blieb trotzdem übel. 43,6% für die AfD, der Rest dann schon nicht mehr der Rede wert.
Ich ging konsterniert und taub nach Hause und gab mir noch die ersten Hochrechnungen und die Elefantenrunde im Fernsehen. Dabei murmelte ich leise: »Zum Glück wohnen im Osten nicht so viele Leute.« Ich weiß in dem Moment schon, dass ich diese Nacht schlecht schlafen werde.