Was man sich auch immer wieder vor Augen führen muss, ist, mit was für technischen Möglichkeiten wir Tag für Tag leben dürfen. Als ich heute früh noch den Plastemüll zur gelben Tonne bringe, regnet es. Während Bauern, also die Leute die lange vor uns in unserm Haus gelebt haben, früher in solchen Situationen einfach nur „Mist!“ denken konnten, kann ich heutzutage wieder reingehen, mich darauf hinweisen lassen, dass da noch die Hälfte des Mülls im Eimer hängengeblieben ist, dann den Kachelmannwetter-Bookmark auf meinem Smartphone antippen und der Wolke über uns auf einem Live-Radarbild zuschauen. Ich sehe also nicht nur, dass die gerade über uns ist, sondern kann mir auch zeigen lassen, in welche Richtung sie wegfliegt und wie lange das dauern wird. Ich fahre also fünf Minuten später als sonst auf Arbeit (auch das ging früher ja wohl kaum) und komme trocken auf Arbeit an.
Wiederum auf meinem Handy erhalte ich gegen Mittag einen Anruf von Maria. Sie hat eine Arbeitspause genutzt, um für sie und ihre beste Freundin in der Stadtinformation Karten zu kaufen. Dort gibt es aber technische Probleme mit dem Kartenkauf, die sich durch das dortige Personal nicht sofort beheben lassen, sondern zehn bis fünfzehn Minuten dauern sollen. Also stellt sich Maria vor das Gebäude, in dem ich nun schon ein paar Monate arbeite und ruft mich an. Ich guck zum Fenster raus, womit sie jetzt weiß, hinter welchem Fenster ich mich verberge, was sie ganz erstaunt, weil sie mich woanders vermutet hätte. Wir reden dann noch eine Weile, während ich zu ihr runter und sie zu mir hoch schaut, bis der Kollege fragt, ob ich sie nicht einfach hoch bitten will. Das machen wir dann aber nicht. Sie geht wieder in die Stadtinformation, bekommt aber immer noch keine Karten und hat auch keine Lust weiter zu warten, weswegen ich per Expressversand welche bei Eventim bestelle. Die 9 Euro Aufpreis müssen sein, weil Maria schon mehrmals in den letzten Jahren den Geburtstag ihrer Freundin verschwitzt hat und sich geschworen hat, dass ihr das nie wieder passiert. Und die Freundin hat es ja auch verdient. Sie ist eine gute.
Am Nachmittag hole ich die Novelle von Markus Pfeifer mit Füllfederhalterwidmung aus dem Briefkasten. Irgendwie schön, sowas. Zum Lesen werde ich wohl erst so einige Zeit später kommen.
