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26.Januar 2025 – Ahlbeck – Die erste Nacht, der erste Tag

Die erste Nacht in der Ferienunterkunft ist immer heikel. Die Urinstinkte merken, dass man nicht zu Hause ist und sind immer etwas in Alarmbereitschaft.
Bei mir heißt das, dass mich eine blaue Status-LED des Fernsehers im Ferienschlafzimmer total wahnsinnig macht und um den Schlaf bringt. Das schaffen die aber zu Hause auch. Ich habe grundsätzlich keine Ahnung, warum ein leuchtendes Licht an einem Gerät anzeigen muss, dass es gerade ausgeschaltet ist. So ein Blödsinn. Ich ziehe den Stecker, der im Dunkeln hinter dem Fernseher garnicht so leicht zu finden ist.

Dieses Urinstinkt-Thema ist bei Maria allerdings real. Sie schläft in der ersten Nacht in fremden Zimmern immer schlecht, egal ob mit oder ohne LED. Das von zu Hause mitgebrachte Kopfkissen kann da nur wenig retten.
Als wir doch noch Schlaf finden, werden wir am Morgen auch bald durch das Geräusch von Regentropfen auf der zugezogenen Markenjalousie geweckt. Wir öffnen sie und blicken auf graue Wolken und gelegentlich erscheinende Möwen, die dort ihre Kreise ziehen.
Aus dem Nachbarzimmer hören wir die Kinder husten. Die Begleitfamilie messaged, dass sie komplett erkältet ist und uns heute besser nicht treffen will.

Maria hat Lust auf einen Morgenspaziergang, verbunden mit dem Kauf von Brötchen. In der Zwischenzeit versuche ich, ein möglichst gemütliches Frühstück zu zaubern. Mit Spiegelei und allem drum und dran.


Zwischendurch schiebt Lisbeth einen Kleiderständer vor, den sie zur Galerie für ihre am Morgen selbstgemalten Bilder umfunktioniert hat. Die Bilder sind käuflich zu erwerben, lässt sie mich wissen. Das Stück zu 0,25€. Ich kaufe alle.

Nach einem langen, gemütlichen Frühstück machen wir uns auf nach draußen. Es nieselt leicht, der Himmel ist grau, mit 3°C ist es deutlich kühler als gestern. Viele würden das als schlechtes Wetter bezeichnen, aber ich liebe das so. Vor allem an der Ostsee und eingepackt in die passende Kleidung. Wir laufen am Strand lang, der zum Glück deutlich weniger bevölkert ist als gestern. Irgendwann kommen wir an der Seebrücke Heringsdorf an, wo das Meer anscheinend gerade dabei ist, menschliche Bauten zu beseitigen.
Wir entschließen uns dazu, etwas windgeschützter hinter den Dünen zurück zu laufen und treffen erstmal auf eine Eisbahn, wo gerade ein Eishockeyspiel endete. Der Weg selbst führt dann an vielen schönen Villen aus der Bäderzeit vorbei. Der Regen hat inzwischen aufgehört, was die Kinder aber nicht vom wiederholten Jammern abhält.

Meine wiederholten und an diesem Ort auch sehr einfach zu treffenden Einwürfe der Art »Guck mal, alle hier haben Hunde, nur wir nicht.« führen bei Maria dazu, dass sie mir noch einmal eindringlich und ganz sachlich erklärt, warum wir keinen Hund haben können, woraufhin ich ihr einen Kuss und Recht gebe.
Als wir wieder in der Unterkunft sind, sagt sie: »Ich habe es mir anders überlegt. Wenn du mir so eine Wohnung hier an der Ostsee kaufst, darfst du auch einen Hund haben.«

Nach einem einfachen Mittagessen machen wir Mittagsschlaf. Als Lisbeth ins Zimmer kommt, muss ein Elternteil rülpsen, ein Elternteil pupsen. Lisbeth sagt zornig: »Ich komme mir hier vor wie im Schweinestall.« und macht sofort kehrt.
Zur Wiedergutmachung spielen wir vor dem Kamin mit ihr so lange „Taco, Katze, Ziege, Käse, Pizza“ , bis wir kurz vor einem Familienstreit stehen.
Der Teenager hingegen schläft bis kurz vor fünf. Das ist wohl jetzt so das Alter, dazu die Reste der Erkältung.

So geht der Nachmittag dahin und es wird Abend. Wir laufen zu einem Restaurant namens „Sahra’s“, welches wohl von Ägyptern geführt wird. Maria und Lisbeth essen einen halben Bürger, Hannah eine halbe Thunfisch-Pinsa. Ich probiere ein ägyptisches Familiengericht, dessen Namen ich schon wieder vergessen habe, beglückwünsche mich aber selbst dafür.
Eine interessante Mischung aus Reis, winzigen Nudeln, Kichererbsen, getrockneten Zwiebeln, Knoblauch in Öl und einer würzig-scharfen, sehr sehr leckeren Soße. Das hat super geschmeckt, auch wenn es nicht so aussah.

Mit den Essensresten gehen wir dann nochmal kurz auf die Seebrücke, die schön leuchtet. Zurück gehen Lisbeth und ich am dunklen Strand, Maria und Hannah an der Uferpromenade. Wir kommen trotzdem zeitgleich an und streiten uns darum, wer zuerst in die Sauna darf. Gut erhitzt und aufgegossen haben dann alle bald eine schöne Bettschwere. Ich lerne noch ein paar Herren von Winterfell kennen, dann ist auch dieser Tag vorbei.


Bei der Durchackerung des Blogfeedreaders erfahre ich bei Herrn Montag, dass Front 242 ihr letztes Konzert gegeben haben und finde das interessant . Da ich in meinen zwanziger Jahren mal eine kurze, aber intensive dunkle Phase von so zwei bis drei Jahren hatte, bin ich der Musik immer noch verbunden und lasse das Konzert einfach mal hier.

2 Kommentare

  1. Hi, ich freue mich über deine Verlinkung und erst recht, dass Webrings finktionieren und vor allem, dass du auch mal eine intensive schwarze Phase hattest 🙂 Das Konzert ist groß, die Jungs sind alt, es ist schade dass die pluralität verschwindet. Mit Front geht auch ein bisschen der EBM, er hat sich nicht weiter entwickelt.

    • Kein Ding… gehört sich ja so.

      Mein persönlicher Eindruck: die ganze Szene altert mit ihren Musikern und verjüngt sich nicht in dem Maße, wie es erforderlich wäre.
      So ähnlich ist es auch beim Metal. Neue Subkulturen sehe ich auch nicht so richtig. Aber was weiß ich schon. Ich bin alt…

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