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28.Februar 2025 – Fasching im Hort, England

Lisbeth hatte heute Fasching im Schulhort. Sie verkleidet sich als Hermine, ist also ein Gryffindor. Sie mag Fasching aber überhaupt nicht. Da kommt sie sehr nach mir. Auch ich wusste schon als Kind nicht, warum ich mich jetzt verkleiden und fröhlich sein soll. Beides zusammen konnte ich mir irgendwie nicht gut vorstellen. Erschwerend hinzu kam, dass meine Mutter sich als große kreative Näherin und Bastlerin immer selbst verwirklichte, mir die schönsten Kostüme bastelte und dann saß ich da im Gemeinschaftsraum der Schule als Clown verkleidet und war im besten Kostüm der ganzen Klasse traurig.

Apropos traurig… ich las heute auf Bluesky im Zusammenhang mit den steigenden Zahlen von Maserntoten aufgrund wegfallender Impfungen in den USA folgenden Kommentar auf Bluesky: »Ich habe mich immer gefragt, wie große Kulturen mit ihrem ganzen Wissen untergehen konnten. Live dabei sein wollte ich eigentlich nicht.«.
Was für einen Arschlochmove die aktuelle Präsidentschaft später am Tag noch mit Selenskyj abziehen würde, wusste ich da noch nicht. Ich habe mich aber trotzdem gefragt, ob die Zeiten schon mal so übel und komplett verrückt (mein junger Kollege würde „geisteskrank“ sagen) waren. Ich weiß es nicht genau, aber es fiel mir ein, dass ich mal in einem Land namens DDR gelebt habe und an die Geschichten die meine Eltern, vor allem aber mein Vater darin erlebt haben. Dann fiel mir ein, dass Europa schon mindesten drei Mal in weiten Teilen zerstört war. Dann fiel mir ein, dass es schonmal Glaubenskriege und Kreuzritterzüge gab. Dann fiel mir ein, dass die Menschen also auf der Basis komplett ausgedachter Geschichten aufeinander einhauen können und das schon immer taten, seit ihre Zahl eine kritische Größe erreicht hat. Half nicht, relativierte aber irgendwie. Noch ist es so weit nicht, aber es riecht danach.

Apropos Gryffindor. Die Englandreise in diesem Jahr steht, zumindest fähren- und unterkunftstechnisch. Wir werden in London und in der Grafschaft Somerset und an der englischen Riviera und in Brighton sein. Durch das ganze Recherchieren freue ich mich jetzt schon sehr drauf, dann auch dort zu sein. Mit 17 Tagen wird das eine ungewöhnlich lange Reise. Für London habe ich schon mal ein paar Harry-Potter-Drehorte recherchiert. Das wird den Töchtern gefallen.
London erinnert mich immer an eine Klassenfahrt ein paar Jahre nach der Wiedervereinigung. Ich war mit zwei Freunden bei einer Jamaikanerin untergebracht, deren Lebensinhalt darin bestand, Cricket zu gucken und unheimlich fröhlich und lebendig zu sein. Am Abend, bevor es in die Kronjuwelenausstellung ging, scherzten wir im Bett über einen Prinz William, der vermutlich seinen Hintern mit runtergelassenen Hosen auf einem Samtkissen bettete und sich auf einem Drehteller drehte. War dann aber garnicht so, sondern man wurde in Affenzahn auf einem Förderband an Diamanten und Kronen vorbei gefahren. Spätestens seitdem sind mir Touristenziele verpönt und ich werde versuchen, sie auch im nächsten Londonbesuch zu meiden.
Die zweite Erinnerung, die ich an London habe, war das „Starlight-Express“- Musical, dem ich mich erfolgreich verweigerte. Ich war ein übel gelauntes Grungekid zu der Zeit und Musicals findet man außer in der Gegenwartskultur sonst nur noch in den inneren Kreisen der Hölle, wenn man mal ehrlich ist.
Jedenfalls zog ich mit einem armen Schwein, dass sich das Musical nicht leisten konnte, im Dunkeln durch die Londoner City. Es war ein paar Jahre nach der Wende, ich kam vom Dorf und war erst 15, die Stadt überforderte mich, weil ich sowas nicht gewohnt war. Einmal gerieten wir in eine dunkle Sackgasse, wo dann auf einmal eine ziemlich zerissene, komplett schwarz gekleidete alte Frau aus einer dunklen Ecke hervorkam. Sie lamentierte ununterbrochen auf spanisch und schlug dabei mit einer alten Ledertasche in unsere Richtung. Das war gruselig. Die dritte Erinnerung an diese Reise war, wie bei der Rückreise in Deutschland bei alle bei McDonalds auf Englisch bestellten. Mehr Erinnerung habe ich an diese Klassenfahrt kaum.


Guter Kommentar zu Merz bzw. wie ich ihn neuerdings nenne „Würstchen ohne Haut„:
https://www.n-tv.de/politik/politik_kommentare/Merz-bestaetigt-in-der-ersten-Woche-alle-Vorurteile-article25593688.html

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