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Alte Leiden, neue Routinen

Musste jetzt erstmal schauen, was ich das letzte Mal hier geschrieben habe… und wann. Machte mir umgehend einen internen Vermerk, aus dem Reinschreiben hier eine tägliche Routine zu machen. Mal sehen, wie gut das klappt, denn es ist viel passiert seit dem 20.Februar.
Zum Beispiel ist mir eine Astschere aus einem hohen Regal ins Gesicht gefallen, was immer etwas ungünstig ist. Tat erst nicht weiter weh, dann lief mir aber recht eilig eine klebrige Flüssigkeit ins Auge und tropfte von dort aus vor mir auf den Boden. Maria wollte in ihrer ruhigen besonnenen Art sofort den Krankenwagen rufen, denn sonst würde ich noch verbluten und überhaupt, wann habe ich mich denn das letzte Mal gegen Tetanus impfen lassen?
Ich hab stattdessen eine ganze Weile Zellstoff drauf gepresst. Dann nahm ich mir ein breites Pflaster und verklebte damit die aufgeplatzten Hautlappen auf meiner Stirn geschickt. Kante an Kante. Dabei fing es wieder an zu bluten, aber nicht mehr so doll. In der Nacht drauf dann nochmal dasselbe Spiel, diesmal doller. Habe im Traum wohl zu sehr die Stirn gerunzelt, weswegen ich wach und mir schlagartig klar wurde, dass ich gerade dabei bin, mein Bettzeug zu versauen, worauf ich mit hohler Hand unterm Kopf ins Bad rannte und im Spiegel in ein übernächtigtes Splattergesicht schaute. Gibt schöneres, nachts halb zwei.
Inzwischen heilt das alles und wird am Ende für einen verwegenen vierten Platz im Harry Potter Lookalike – Contest reichen.

Aber es sind auch noch andere Dinge passiert. In meinem Verein gab es eine geplante Krisensitzung in Form eines Zukunftsworkshops. Den hatte ich mit angeregt und vorbereitet, als ich noch fit war. Der war zwar sehr gut geeignet, mal wieder zu schauen, ob wir alle noch auf demselben Stand sind, was Ausrichtung und Aussichten unseres Vereins betrifft, ließ uns aber ziemlich ratlos zurück, wie wahrscheinlich ein Generationenwechsel in diesem speziellen, organisch und harmonisch von Freunden gegründeten Verein ist. Wir versuchen es und falls es nicht klappt, werden wir zusammen alt, war unser Fazit. Damit kann ich gut leben…

Dann ist es eigentlich meinerseits geplant gewesen, ab dieser Woche eine Wiedereingliederung im neuen Wirkungskreis zu beginnen. Man ist aber noch nicht so weit, was ich erst am vergangenen Donnerstag erfuhr. Es wird sich bald jemand melden. Die Ungewissheit hat mich etwas aus dem Konzept gebracht, aber nun habe ich ja Klarheit. Ebenfalls in der vergangenen Woche bat mich meine zukünftige Ex-Chefin um einen Termin wegen einer Absprache zu liegengebliebenen akuten Problemen. Dem bin ich gerne gefolgt, auch in der Absicht, möglichst kooperativ und ohne zerschlagenes Porzellan aus dieser Beziehung zu gehen. So war das jedenfalls bis zu dem Termin gestern. Ich hatte nur eine gute Stunde Zeit, fand mich aber schon nach fünf Minuten in dem alten Irrsinn wieder, der maßgeblich zu meiner Krankheit geführt hat. Globales und lokales Organisationschaos an allen Ecken und Enden und eine (Ex-)Chefin, die immer noch nicht eingesehen hat, dass sie die hohen Maßstäbe und Forderungen, deren Einhaltung sie von anderen erwartet, selbst nicht ansatzweise halten kann. Nun bin ich mir wegen dem Porzellan nicht mehr so sicher, habe aber erstmal alle gestrigen Wünsche erfüllt. Unheimlich leid tut mir mein altes Team, dass dem nun ungefiltert ausgesetzt ist und das alles erstmal ausbaden muss. Meine Psychologin sagt, dass sei nicht meine Verantwortung und hat Recht damit. Müsste mein Team es nicht ausbaden, hätte ich die vergangenen Wochen, von denen ich gestern erfuhr, wieder ganz alleine ausgebadet. Aber trotzdem…

Außerdem gab es da noch ein Bowling-Treffen mit alten Schulfreunden anlässlich eines Geburtstages. Das war angenehm, da auch Leute da waren, die keine ehemaligen Schulfreunde waren. Mit denen habe ich mich sehr gut unterhalten, mit einem davon sehr lange übers Motorradfahren. Bei meinen Schulfreunden stand wieder mehr so meine Hoffnung im Raum, dass ich nie so alt im Kopf werde, wie die. Außenstehend interessant, so aus der Richtung: „Das denkt also der durchschnittliche Deutsche“ und „Solche Meinungen hat man also, wenn man sich in den falschen Internetecken rumtreibt und nicht selber denkt.“
Zum Glück bin ich medikamentös inzwischen gut eingestellt und nehme meine Therapietermine gewissenhaft wahr.

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