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28.April 2025 – ein Fest, Schreibarbeit, Vereinsgedanken

Große Feste werfen immer große Arbeit voraus. Bei meinem Verein ist das aktuell ein kleines Festival, welches wir in diesem Jahr Anfang Juni begehen. Da wir ein ziemlich beeindruckendes Halbjubiläum feiern, wird es am Donnerstag vor dem eigentlichen Festival einen Benefizabend geben. Dieser Benefizabend und die Kinderbespaßung am Freitagmorgen bringen die routinierten Abläufe der vergangenen Jahrzehnte ein wenig durcheinander, was meinen Anteil an der Gesamtaufgabe betrifft.
So sitze ich aktuell jeden Abend meines Feierabends am Schreibtisch und mache irgendwas. Schreibe E-Mails, Verbinde Menschen per Whatsapp, plane Dienstlisten, schreibe Schreiben, telefoniere mit Leuten. Aber so langsam klärt sich alles auf. Nur drei Dutzend kostenfreie Bauzäune werden noch leihweise gesucht.

Während ich da so vor mich hin wurschtelte und mehr oder weniger das Gleiche machte wie jedes Jahr, kam ich wieder an die Grenze, wo ich mich fragte: »Warum machts du das eigentlich Jahr für Jahr immer wieder!?«.

Im Grunde bin ich kein Vereinsmensch und war auch nie einer. Das ich trotzdem in einem drin bin, liegt an dem Verein. Der ist flach in der Hierarchie, macht alles, was er macht, mit dem nötigen Unernst und einer Prise Anarchie, ist dabei aber total professionell, sonst würde das nicht schon so lange so gut funktionieren. Außerdem kommen da zum Teil sehr (sehr) unterschiedliche Leute zusammen, jeder bringt das ein, was er am Besten kann und am Ende wollen alle dasselbe Ziel erreichen … unentgeltlich dafür sorgen, dass die Leute um einen rum ein paar Stunden Spaß haben. Dabei wird dann Kunst, Kultur, Brauchtum und Sport gefördert und alle sind zufrieden. Was ich auch mag, ist das große Vertrauen untereinander und das man sich aufeinander verlassen kann. Für meine persönliche Entwicklung war der Verein in jedem Fall eine gute Entscheidung. Man lernt aus allem, was man tut. Mittlerweile sind die ersten unserer Vereinskinder alt genug, selbst Aufgaben im System zu übernehmen, und auch das finde ich irgendwie sehr schön.

Das muss man sich immer wieder vor Augen führen in den heißen Tagen vor so einem großen Fest. Andererseits gibt es da immer noch das toxische Wahlverhalten im Dorf, das mich zunehmend stärker grübeln lässt, wie es nach dem großen Fest weiter geht mit mir und dem Verein. Vielleicht ist es langsam ja auch mal an der Zeit, konsequente Zeichen zu setzen und nicht immer nur zu diskutieren.

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27.April 2025 – Tierarzt, Lumpiwünsche, Spontanbesuch, Dorfflohmarkt, Vereinsmeierei

Am vergangenen Donnerstag war ich mit unserem Kater Peterchen in Begleitung von Lisbeth beim Tierarzt. Der Tierarzt stammt ursprünglich aus Russland, und ich liebe es, wenn er in seinem Akzent Ausführungen über unseren Kater macht. Der wiederum ist aktuell in einem bedauernswerten Zustand, da ihn die Katerzeit dazu zwingt, ziemlich heftige Revierkämpfe in unserem Garten auszufechten. Regelmäßig fehlen dort, wo sich Zähne oder Krallen in die Haut gegraben haben Stellen im Fell, da sich Peterchen dann dort kratzt und seine Wunden sauber leckt.
Dazu ist er auch noch sehr zeckengeplagt, da uns die Medikamente ausgegangen waren.

In diesem Zustand nun brachten wir ihn zur Tierarztpraxis und die war brechend voll. Peterchen mag es nicht, in einer Transportbox zu einem Tierarzt transportiert zu werden und gibt deswegen absonderliche Klagelaute von sich, ohne Pause. Das wiederum interessierte die anwesenden Hunde im Wartezimmer sehr. Eine französische Bulldogge kam zum Schnuppern vorbei, ein winzig kleiner Sofahund rannte aufgeregt hin und her, ein Labrador, der ansonsten sehr unzufrieden mit seiner Maulschlinge war, spitzte regelmäßig die Ohren. Hunde haben Persönlichkeit. Ich mag Hunde.
Aufgrund eines neuen Bestellsystems mussten wir ganz schön lange warten. Wir waren nämlich nicht bestellt. Dann war kurz vor Feierabend, der Sohn des Tierarztes ist neuerdings auch Tierarzt, spricht aber leider akzentfrei und perfekt Deutsch, gibt Peterchen zwei Impfungen, uns neues Zecken- und Wurmmittel sowie die Rechnung und hält alsbald das EC-Lesegerät vor meinen Bauch. Für das Geld hätte ich locker fünf neue Katzen haben können, aber Lisbeth wollte unbedingt Peterchen zurück.

Währenddessen ist meine aktuelle Hundebegeisterung in der Phase: ich kaufe mir Hundeerziehungsbücher, recherchiere gute Züchter und durchlebe meinen Alltag in der Vorstellung, wie dieser mit einem Hund zu bewältigen wäre … oder eben nicht. Die unbestritten vorhandenen Barrieren fühlen sich irgendwie kaum noch schlimm an. Ich halte mich inzwischen in der Theorie auch für einen passablen Hundetrainer. Viel wird davon abhängen, wie mein Arbeitgeber über meine Bürohundwerbung entscheidet. Ich hätte wirklich gerne einen Hund.

Am Samstag erhielt Maria einen Anruf. Ihre ehemalige WG-Mitbewohnerin Sara war auf dem Rückweg von der Insel Rügen in zahlreiche Staus geraten und wollte uns nun besuchen, da sie es wohl nicht mehr in den Schwarzwald schaffen würde. Mit dabei war ihr 7jähriger Sohn, ihre Mutter und deren Lebensgefährte. Wir freuten uns und gaben alles, spontan gute Gastgeber zu sein. Das wurde dann ein überraschend kurzweiliger Besuch. Es wurden Lebensgeschichten ausgetauscht (Saras Eltern konnten aufgrund ihres Querulantentums die DDR in den 80er-Jahren verlassen, was dann irgendwie die Lebenswege aller Anwesenden weiter beeinflusste). Das waren jedenfalls sehr schöne, von gegenseitigem Interesse geprägte, kluge Gespräche, die sich hier entwickelten.

Am heutigen Sonntag hatte ich in meinem Verein wieder ein größeres Ding zu drehen, zeitgleich wollten Maria und die Töchter den 1.Dorftrödelmarkt mit ihrem Trödel bereichern, was alles in allem eine ziemliche logistische Herausforderung war. Am Ende blieben etwas über zweihundert Euro Umsatz hängen, ohne das sich der transportierte Trödel stark reduziert hätte. Die Reste befinden sich bei uns zu Hause. Eine sehr liebe Kollegin von mir hat wohl zwei Jacken gekauft, die mal meiner Mutter gehörten. Wird sicher etwas seltsam sein, sie demnächst vielleicht damit zu sehen.
Auch die Vereinssache ist nun über die Bühne gebracht.

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23.April 2025 – Ostern und andere Gewohnheiten

Wie sehr oder wie wenig gefestigt neue Gewohnheiten sind, merkt man immer dann, wenn es kleine Brüche im Alltag gibt. In meinem Fall war es das diesjährige Osterwochenende als Indikator, der mir zeigte, das ein kleiner Riss aus dem Alltag noch reicht, um meine neue tägliche Routine, Dinge ins Internet zu schreiben, zu einem Abbruch zu bringen. Dabei schreibe ich unheimlich gerne ins Internet, denn neben den Dingen, die dann hier stehen, kommen mir auch schöne Gedanken und Erinnerungen, die dann nicht hier stehen. Das Bloggen hilft also, mir schöne Dinge bewusst zu machen, und je älter man wird, umso mehr sollte man das auch tun.

Es ist außerdem sehr schade, dass hier bislang nichts zu den vergangenen Tagen steht, denn es waren ausnahmslos schöne Tage. Starten wir die Routine also ab jetzt neu.

An Karfreitag habe ich mit meinen Töchtern den ganzen Tag getanzt. Vermute ich mal, denn ich habe davon keine weitere Erinnerungen, außer der, dass ich mit Maria Kisten und Dinge in unsere Diele gestapelt habe, die sie auf einem Dorfflohmarkt verkaufen möchte. Da wir die ganze Woche über Schuppen und Schränke ausgemistet haben, kam da eine sehr ordentliche Menge an Dingen zusammen. Vom Kindersitz bis zum Kinderbuch ist da alles dabei, was man nicht mehr im eigenen Haus haben möchte. Ich vermute mal, ich werde nicht alles ins Auto bekommen. Ich vermute mal, ich werde 99% davon unverkauft wieder zurück in unser Haus fahren.

Zum Samstag hingegen kann ich schon mehr schreiben. Die Kinder färbten Eier, buken zusammen mit dem Thermomix Käsekuchen und machten Heimlichkeiten zur Ostervorbereitung in ihren Zimmern. Am Nachmittag kam mein Bruder für das Wochenende aus Weimar zu Besuch und schenkte mir verspätete Geburtstagsgeschenke. Unter anderem dieses:

(Brüder machen meistens die besten Geschenke)

Anschließend musste ich mit meinen Schwiegereltern und meiner Familie asiatisch Osteressen. Wir aßen beim ersten Asiaten, der hier nach der Wiedervereinigung eröffnet hat und den es auch immer noch gibt. Da man mittlerweile regelmäßig in Großstädten asiatisch Essen fährt und es auch in der Umgebung inzwischen ganz andere Restaurants gibt, weiß man, dass man hier bestenfalls europäisierte Hausmannskost serviert bekommt. Man kennt sich aber inzwischen lange. Der vietnamesische Betreiber, Han, ist so eine Art Gedächtnisküntler und kennt und begrüßt alle seine Stammgäste mit Namen. Außerdem ist er inzwischen alt und hat es ganz schön mit den Nerven. Ihm wurden im Laufe seiner Karriere wohl seltsame Geschäfte und Verstrickungen ins Rotlichtmilieu fast zum Verhängnis, aber inzwischen ist er schon lange Zeit nur noch Restaurantbetreiber. Er hat einiges erlebt, was Spuren hinterließ und sein Bemühen, die Gäste zu unterhalten, ist .. ich nenne es mal originell und eigenwillig, aber für eine kurze Zeit auch tatsächlich unterhaltsam. Es lässt sich textlich nicht beschreiben. Man muss es erlebt haben. Wenn man nur so einmal aller zwei Jahre mit Stammgästen mitgeht und das richtige Essen auswählt, dann ist dort sogar lecker. Nur mit Marias Familie ist es immer etwas laut und stressig, dieses zu essen.

Von diesem Abendessen aus lief ich dann direkt zum Pub. Wie sich herausstellte, war nämlich Anne mit ihrem Freund aus Dortmund zu Besuch angereist, was meinen Bruder und mich zu einem spontanen Pubbesuch bewegte. Überhaupt scheint mir Ostern mittlerweile das Fest zu sein, zu welchem man mehr auswärtige Kennzeichen und lange nicht gesehene Menschen in meiner Heimatstadt sieht und trifft, als zu Weihnachten.

Ostern und Weihnachten sind nämlich die Feste, zu denen das Blut in die Stadt zurückkehrt, das in den Nachwendejahrzehnten wegblutete.
Jedenfalls waren nicht nur Anne und ihr Freund da, mit denen man sich aller zwei Jahre so treffen kann, als hätte man sich gestern das letzte Mal gesehen, sondern auch Mauli aus Berlin. Mauli war zu meinen Bandzeiten einer der härtesten. Immer gut drauf, immer Vollkraft nach vorne, immer laut und in die Fresse. Ein nicht tot zu kriegender Party- und Lebensdieselmotor. Ich hatte ihn bestimmt zehn Jahre nicht gesehen. Er ist heute immer noch genau so, nur das er jetzt für eine bundesweite, sehr seriöse Fachzeitschrift als Journalist arbeitet und mit einer Türkin verheiratet ist. Damit kriegte ich ihn irgendwie gedanklich nicht zusammen, aber auch ihn zu treffen war sehr schön und sehr… erfrischend.
Was außerdem im Pub los war: Auf dem Hof feierte die Fanbase einer Randsportart eine an diesem Tag errungene deutsche Meisterschaft und im inneren zwei gute Dutzend Fans den Derbysieg des MBC. Das ging so:
Linkes Ohr: „Deeeeeerbysieger nur der MBC, nur der MBC, nur der MBC“
Rechtes Ohr: „Deeeutscher Meister, klatsch-klatsch, klatsch-klatsch-klatsch-klatsch
Außerdem kam man schlecht an Getränke, weswegen ich mich schon gegen 0:00 Uhr verabschiedete. Es war mir einfach zu viel Input nach dem ebenfalls recht anstrengenden Abendessen.
Mein Bruder ließ sich nicht zum Mitkommen überreden. Es wäre besser gewesen, er hätte…

Denn am Morgen darauf brachte seine Ex seine Kinder, also meinen Neffen und meine Nichte, damit wir bei uns im Garten gemeinsam Ostergeschenke suchen konnten. Ich hatte extra keinen Rasen gemäht *
Die Sonne schien, ein Nachbar machte mit seiner Motorsense Geräusche, es war eine herrliche lang gezogene Sucherei. Dann, im Anschluss, spielten alle mit dem, was sie gefunden hatten. Die großen Cousinen kümmerten sich um Cousin und Cousine und dann gab es das leckere Essen, welches Maria in der Zwischenzeit bereitet hatte.

Das Highlight eines jeden Ostersonntags ist aber das Osterfeuer meines Vereins. Es ist wunderbar familiär und eine der Veranstaltungen, die mir klar macht, warum ich mir ein Leben in einer Großstadt kaum mehr vorstellen kann. Für gewöhnlich kassiere ich gemeinsam mit meinem Bruder auf Campingstühlen sitzend Eintritt und Lisbeth gibt den Leuten Stempel auf Hand oder Unterarm. Alle begrüßen sich mit Namen und haben gute Laune. Ich bin inzwischen überzeugt davon, dass man möglichst nah im Sinne einer natürlichen Lebensweise leben sollte. Also eine überschaubare Gemeinschaft von nicht mehr als 100 Leuten um sich scharen, viel Laufen, viel in der Natur sein, um ein natürliches Maß an Sinneseindrücken zu sammeln. Dann geht es einem am Besten, und das geht am besten auf dem Dorf. Veranstaltungen wie das Osterfeuer sind dafür der Beweis. Nach 22:00 zog aber ein dickes Gewitter über das Feuer hinweg, weswegen viele der rund 300 Gäste fluchtartig den Platz verließen. Die besonders Mutigen und die besonders Betrunkenen und eine Mischform dieser beiden Gruppen verbachten das Gewitter jedoch in dem LKW-Anhänger, in dem die Getränke gelagert werden, bis das Gewitter vorbei war. Ich würde schätzen, es waren vierzig bis fünfzig Leute und es wurde wieder laut gesungen. Alle diese Leute, Veranstalter wie Gäste, warfen noch das restliche Holz ins Feuer. Als es einigermaßen runtergebrannt war, gingen wir alle gemeinsam ins Dorf. Das Dorf war erfolgreich auferstanden.

Den Ostermontagvormittag vertrödelten wir traditionsgemäß komplett, obwohl wunderbares Wetter war.
Damit er nicht komplett vergeben war, liehen wir uns im Dorf unseren Leihhund Lola, ein ausgesprochen liebes Hundetier und liefen bis zu Abenddämmerung durch Rapsfelder. Das war schön und ein schöner Urlaubsabschluss.

*… denn ich hatte keine Lust

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16.April 2025 – Patenhund ganztägig, sonstiger Alltag

Am heutigen Tag musste ich mir den Wecker stellen. 6:40 Uhr stellte ich ein, brauchte den Wecker dann aber nicht. Ich war schon wach, wie eigentlich meistens um diese Zeit.
Grund dieses unnötigen Weckvorgangs war der angekündigte Besuch unseres Patenhundes Bruno. Sein Frauchen musste arbeiten, also gab sie ihn 7:00 Uhr bei uns ab. Ich nahm Futter, Leinen und Spielzeug entgegen, dann zog ich mir ne Jacke über und ging mit nach draußen.
Bruno hat Fortschritte gemacht, seit ich ihn das letzte Mal sah. Er blieb tatsächlich im Auto, als die Kofferraumklappe aufging und kam erst raus, als er durfte. Dann sprang er aber wie gewohnt einen halben Meter hoch und mich dabei wieder gewohnt rüpelhaft-übermütig an und zog am Jackenärmel. Da musste ich erstmal gestisch deutlich machen, dass ich das doof finde. Der rotzfreche Teenager ist noch nicht ganz ausgetrieben. Es ging aber besser weiter, denn ich lief gleich mal ein halbes Stündchen durchs Dorf. Die Vögel zwitscherten, die Sonne ging auf, die Luft war herrlich und der Hund ging einigermaßen gut an der Leine. Sie hing oft locker durch beim Laufen. Wenn er doch mal zu stark zog, konnte man stehenbleiben und er kam von selbst zurück an die Seite. Gutes Training lohnt sich eben doch.

Für das Hausinnere gab mir die Besitzerin noch eine wichtige neue Regel mit, die so der Hundetrainer aufgestellt hat. Wenn er üppig, oder respektlos oder frech oder sonstwie unmöglich ist, wird er auf seine Decke gezwungen (notfalls auch angeleint), bis er sich beruhigt hat. Bruno ist immer unheimlich schnell total excited und kommt nie wirklich zur Ruhe. Das macht vieles zum Problem und ist seine größte Baustelle.

Nach dem Frühstück wollte ich mit der Familie und dem Hund eine richtig schöne Runde über die Felder drehen. Wir starteten zu fünft, die Familie gab aber nach und nach auf. Erst Hannah, dann auch Maria und Lisbeth. Es war allen zu warm. Also lief ich allein mit dem Hund an der Schleppleine weiter. Er schaute sich die Kühe am Wegesrand an und Schmetterlingen lange hinterher. Als ich mich für eine Rast auf die Bank setzte, sprang er auch drauf und legte seinen Kopf auf meinen Schoss. Das hielt er aber nicht lange durch. Schon kurz darauf sprang er wieder runter und wollte, dass wieder was passiert. Ich ließ ihn noch etwas warten, damit er Geduld üben konnte, dann liefen wir weiter durch grüne Felder.

„Man muss sich Schäfer als glückliche Menschen vorstellen“, dachte ich mir in diesem Moment. Als wir zu Hause waren, waren wir fast fünf Kilometer zügig gelaufen. Je länger der Spaziergang dauerte, umso besser orientierte sich der Hund an mir und blieb auf gleicher Höhe. Im Haus war er eindeutig müde und legte sich immer wieder hin, doch jede noch so kleine Regung im Haus machte ihn sofort wieder hyperaufmerksam. Er muss unbedingt lernen, entspannter zu werden. Er tut mir da wirklich leid. Vielleicht bekommt er einfach zu viel Aufmerksamkeit und Programm zu Hause. Aber was weiß ich schon…
Nach der nicht ganz so gelungenen Mittagsruhe ging ich mit dem Hund und Lisbeth in den Garten. Lisbeth ließ Bruno Stöckchen apportieren und übte das „Bleib“-Kommando mit ihm. Das kann er gut, sogar so gut, dass es auch beim Essen geben klappt so als Impulskontrollübung. Man kann also sagen „Bleib!“ und ihm dann den Futternapf hinstellen, dann laufen Spuckefäden aus seinen Lefzen und er hypnotisiert das Essen, aber frisst es nicht. Erst wenn man „und los“ sagt, inhaliert er das dann binnen von Sekunden.
Ich habe Bruno gerne hier, aber kurz nach vier wurde er dann leider schon wieder abgeholt.

Die Töchter gingen Eis essen, ich pflanzte mit Maria einen Riesenkaktus in ein noch größeres Gefäß, damit er noch riesiger werden kann. Er rollt jetzt auf einem Rollbrett auf dem Fußboden rum, weswegen ein halbes Fenster frei wurde und nun wesentlich mehr Licht ins Esszimmer kommt. Wir werden uns erst an diese neuen Umstände gewöhnen müssen. Nach dem Umtopfen gab ich einer Johannisbeere, die wir von Freunden bekamen, Heimat in unserem Garten. Direkt danach lieferte DPD die neuen Regale, denen ich Heimat in meinem Schuppen gab. Es lief wie am Fließband. Dann kamen die Töchter zurück und wir ließen den Abend ruhig ausklingen. Kurz vor 19:00 Uhr schickt das Brunofrauchen ein Foto vom schlafenden Bruno mit dem Kommentar „Total platt!“

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15.April 2025 – Wörlitzer Park, Bauhaus, Dessau

Weil wir am Montag so fleißig waren und nun erst einmal nichts mehr zu tun war, außer auf die neuen Regale zu warten, lud ich die Familie zu einem Ausflug ein. Ich mag es selten, mehrmals an denselben Ort zu fahren, und ich bin deutlich über vierzig Jahre alt, und ich habe meinen Geburtsort nie ernsthaft verlassen. Es wird also immer schwieriger, Tagesausflüge zu finden, von Orten, wo man noch nicht war und auch hin will. Heute war das der Wörlitzer Park. Weltkulturerbe. Frühlingswetter genießen. Ein Platz, um einfach mal in der Natur zu laufen. Immerhin eine 90-Kilometer-Anreise mit dem Auto erstmal.
Der Park wurde Ende des 18.Jhd. nach dem Vorbild englischer Gärten angelegt und das merkt man auch. Er ist unheimlich abwechslungsreich gestaltet und wird nie langweilig. Das merkten wir vor allem daran, wie lange unsere Töchter gut gelaunt blieben und drauf gespannt waren, was hinter der nächsten Ecke wartet.
Es gibt künstlich angelegte Höhlen, unterirdische Gänge und Türme sowie einige, historischen Baustilen nachempfundene Gebäude, Pfaue, die sich in Wiesen ausruhten und spannende Fähren und Brücken. 112 ha groß ist der Park. Da kann man mehrmals durchlaufen und wird immer wieder neue Seitenwege finden, die man noch nicht kennt. Aufgrund des Aprils war es hier auch schön leer. Ein paar Japaner, ein paar versprengte Einzelgäste, das war es auch schon. Die Hauptsaison geht erst im Mai los und klar, dann ist das Grün komplett draußen, dann blühen noch ein paar mehr Blumen und die Seerosen wandern an die Wasseroberfläche des Wörlitzer Sees, einem alten Arm der Elbe. Wir hatten hier dennoch gute, harmonische Zeit zugebracht und einige Kilometer zurückgelegt.

Der Wörlitzer Park liegt in der Nähe von Dessau und deswegen wollte ich nach dem Park noch ins Bauhaus-Museum. Ich mag die zwanziger Jahre und ich mag die Bauhausbewegung. Wann kommt man außerdem auch schon mal wieder nach Dessau… und warum.
Bevor man über das Bauhausmuseum redet, muss man nämlich unbedingt erstmal über Dessau reden. Dessau wurde im Laufe seiner Geschichte schon von zahlreichen Katastrophen heimgesucht. Zuletzt waren das der zweite Weltkrieg, als 80% der Stadt wegen den Junkers-Flugzeugwerken zerbombt wurden, dann kam der Sozialismus, der die weggebombten Häuser durch Plattenbau-Brutalismus ersetzte, was man in einer Bauhausstadt anscheinend für legitim hielt. Zuletzt spielten die Folgen der deutschen Wiedervereinigung der Stadt übel mit. All das hinterließ tiefe Spuren in der Topographie der Stadt und den Geischtern der Menschen, die (noch) hier leben. Das sollte man wissen, bevor man Dessau das erste Mal besucht.

Das neue Bauhaus-Museum in Dessau ist architektonisch gelungen. Ein scheinbar schwebender Betonriegel, eingefasst von einer komplett aus Glas zu bestehen scheinenden Außenhülle. Die Ausstellung ist für Interessierte schon interessant. In Dessau spielte sich ja nach dem Ende in Weimar die zweite Phase der Bauhausschule ab. Man sieht viele Designstudien, man kann an Wänden und auf Schildern und an Tischen viel über das Bauhaus lesen, wenn man will. Man sieht Studien, Skizzen und Lehrmaterial von Kandinsky, Paul Klee und Co. . Da ich schon in Weimar im Bauhausmuseum war, fehlte mir hier etwas das lehrhafte, also die Entdeckung und Erkenntnis, was die Bauhausschule so besonders und neu machte. Das ist meiner Meinung nach in Weimar besser aufgebaut und herausgearbeitet. Die Klarstellung, wie besonders und neu das Bauhaus in seiner Zeit war und wie weit seiner Zeit voraus. Da ist Dessau schon eher klassisch eine reine Ausstellung, an der man eigene Entdeckungen machen kann. Die Töchter hielten hier auch nicht ganz so geduldig durch, wie im Wörlitzer Park. Sie waren sich aber mit ihrer Mutter einige, dass sie das Bauhaus gestalterisch eher nicht anspricht.

Nach dem zweiten Tagesordnungspunkt unternahmen wir noch einen Ausflug zu den Meisterhäusern, in den Gropius und Kandinsky wohnten und dem eigentlichen Bauhaus, in dem das also alles seinerzeit stattfand. Wir schauten nur von außen. Rein gingen wir nicht.
Anschließend wollten wir noch Abendbrot essen. Ich hatte ein sehr gut bewertetes afghanisches Restaurant ausgesucht, weil ich keine Erfahrung mit der afghanischen Küche habe und diese gerne hier machen wollte. Allerding ging dann die Automatiktür nicht auf, als wir reingehen wollten. Die Außenbestuhlung war dekoriert, es brannte innen etwas Licht und das Kassensystem war eingeschaltet, aber die Tür öffnete sich nicht. Auch telefonisch war der Inhaber nicht zu erreichen. Schade. Wir schwenkten spontan auf asiatische Fusionsküche um und das war keine schlechte Entscheidung. Zwar keine wirklich neue kulinarische Erfahrung, aber trotzdem eine gute.


So endete unser Kulturtag der Osterferien 2025 noch ganz versöhnlich und um einige Eindrücke reicher.