Die Tochter hatte Geburtstag. Neun ist sie jetzt. Nach langem Abwägen bekam sie ein Tablet, vor allem, damit ich meins wiederhabe. Sie liebt es nämlich, sich mit ihrer Freundin Anne Geschichten auszudenken. Die Arbeitsteilung ist klar. Lisbeth hat die Fantasie, Anne ist so schlau, dass sie schon eine Klasse überspringen sollte und steuert Formulierung und Rechtschreibung bei. Es entstehen lustige, sehr kurze Kurzgeschichten, die meistens ein Mashup aus all dem sind, was sie kennen. Das wollten wir fördern.
Arbeitstechnisch hänge ich immer noch in der Luft. Es gibt internes Gerangel und Querelen, über die man mich nicht informiert. Habe mich überreden lassen, auf der alten Arbeit eine Übergabe zu machen. Das war ein schlimmer Termin. War nach 10 Minuten kurz davor, wieder zu gehen, blieb als alter Stoiker aber gelassen und habe es hinter mich gebracht. An mancher Stelle hätte man weniger Schaden angerichtet, wenn man sich in meiner Abwesenheit überhaupt nicht um das Problem gekümmert hätte. Bevor ich wieder Arbeit habe, werde ich nicht wieder hingehen, habe ich mit mir ausgemacht.
Ansonsten übe ich mich weiter darin, Dinge zu tun, die mir gut tun und eine Illusion von Selbstwirksamkeit anbieten. War viel im Garten, jetzt, wo die Sonne wieder da ist und habe das Frühjahr vorbereitet. Außerdem wollen wir wieder Hühner haben, nachdem vor gut eineinhalb Jahren ein Fuchs die ganze Eierproduzentenfamilie zerlegt hat. Baue jetzt daher ein geräumiges Hühneralcatraz als Auslauf und deswegen auch gleich einen geräumigeren Stall. Wird noch eine Weile dauern, denn das ist dieses Mal kein Bausatz aus dem Internet, sondern ein Selbstbau, und ich bin kein besonders geschickter Handwerker. Werde ständig in den Baumarkt fahren müssen, weil irgendwas fehlt oder ich irgendwas versaut habe.
Als meditative Maßnahme habe ich jetzt zusätzlich noch das Zeichnen auf dem iPad für mich entdeckt. Zum einen gibt es mir Gelegenheit, etwas Neues zu lernen, denn Malen und Zeichnen ist für mich, was das Geigenspiel für Sherlock Holmes war, zum anderen konzentriert man sich mal geraume Zeit auf nur eine Sache. Habe jetzt eine App, mit der kann man Zeichnungen animieren, aber das ist schon wieder zwei drei Schritte zu weit gedacht.
„Leave the World behind“ ist ein schönes Kammerspiel, das man auf Netflix schauen kann.
Habe mein Abo der Süddeutschen Zeitung gekündigt, um stattdessen Youtube Premium zu buchen. Ich bin zum Tutorial-Junkie geworden und konnte die Werbung einfach nicht mehr haben. Außerdem gibt es Musik dazu, die nur mir gehört. Da können die Töchter mit ihren Wünschen an Alexa nicht mehr meinen Algorhythmus versauen.