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16.Juni 2025 – ein Fest, mein Dorf, die Zwischenzeit

Wo waren wir stehengeblieben?
Tägliches Bloggen. Da waren wir stehen geblieben und das war stehen geblieben.

Anfang Juni hatten mein Verein und ich nun unser kleines Musikfestival in unserem kleinen Dorf. Das bindet immer etwas Zeit. Vor allem davor, ein wenig auch danach.
So ein kleines Festival wie das unsere mag von manch einem eventverwöhnten Städter, zumal vielleicht gar einem Großstädter, sicherlich belächelt und verhöhnt werden ob seiner Provinzialität, für mich und viele andere, die da seit einem Vierteljahundert drinnen stecken, ist das aber die Welt. Das muss man nicht mal nachvollziehen können, sondern kann das einfach nur hinnehmen. Die tiefe Verbundenheit und Freundschaft, die so ein Projekt schafft, die Freude über die Freude, die so ein Projekt auslöst und die leicht anarchische Alltagsflucht, die mit so einem Projekt für einen selbst verbunden ist und es doch stark von der erwarteten Provinzialität unterscheidet. Man muss sich schon selbst drum kümmern, dass sein Umfeld so ist, wie man sich das wünscht.

Ich hatte wieder viele Dinge, über die ich hinterher nachdenken musste und das auch immer noch tue. Meine Highlights waren, da gräbt sich so langsam die eigene Elternschaft in die Biografie, der Theatermacher, den wir Freitagvormittag für den benachbarten Kindergarten bestellt hatten und der Erfolg der Jugenddisko am Sonntag. Letztere wurde von unseren eigenen Kindern, also unserer Vereinsjugend, nahezu vollständig selbst organisiert und es kamen dann auch über 150 Jugendliche. Das war in der Gesamtheit so niedlich und berührend, wie die da erst verlegen in Grüppchen auf dem Gelände standen und dann am Ende mit Polonäsen und Massentänzen komplett im Partymodus waren. Für diese Altersklasse gibt es hier in der Region so gut wie nichts und die haben das maximal genossen. Das war sehr schön!

Das eigentliche Festival selbst war für mich auch reich an Erkenntnissen. Wenn man sich mit dem wunderschönen Schwarm von ganz früher auf einmal über Familie, Hochzeit und Kinder unterhält, ist der Zauber von damals so ziemlich vorbei. Ich finde das gleichzeitig schön, da ich meine Frau und meine Familie sehr liebe, andererseits fand ich diesen Zauber und die kleinen Flirts einmal im Jahr auch schön für das eigene Wohlbefinden. Mein Herz wird weiterhin drei Takte schneller schlagen, wenn ich sie das erste Mal wiedersehe, einfach weil sie immer noch wunderschön ist und die „Begegnungen“ der Vergangenheit nicht einfach so aus dem Gedächtnis verschwinden, aber davon abgesehen hat da wohl jeder sein eigenes Leben gefunden und man kann sich trotzdem weiter nett begegnen.

Auch andere Begegnungen waren denkwürdig und einordnend an diesem Wochenende, ohne das ich es weiter ausführen möchte. Insgesamt war das vom ersten Takt an für vier Tage lang eine wunderbare Wohlfühlveranstaltung in unserer kleinen Festivalfamilie. Wir haben viele Leute gesehen, die lange nicht mehr da waren, aber auch neue Leute gelockt, von denen ein Teil hoffentlich ein Teil dieser Familie wird.
Am Ende des Lebens geht es nur um Erlebnisse. Von der guten Laune, die diese Veranstaltung bei mir immer wieder aufs Neue auslöst, zehre ich jeweils viele Wochen. Hier hat das Universum echt eine gute Gruppe Menschen zur richtigen Zeit am richtigen Ort verbunden und mir damit eine Nische gegeben, in der sich das Leben aushalten lässt. Wir alle waren total durch nach dem Wochenende, haben uns aber trotzdem schon wieder drauf gefreut, uns und den anderen Menschen das ein weiteres Mal zu geben.

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14.Mai 2025 – Elternabend als Selbsterfahrung

Die Kollegin, mit der ich mir derzeit ein Büro teile, ist zurück. Mit der Ruhe im Büro ist es dadurch vorbei. Sie war auf einer griechischen Insel, von der sie sehr vielen Leuten heute persönlich oder am Telefon erzählt hat. Fazit: Wetter war gut, Essen schmeckte toll, Insel war schön.

Später am Nachmittag stand im Gymnasium ein Infoelternabend zum Schulwechsel von Lisbeth an. Maria und ich fuhren also nochmal mit dem Rad in die Stadt. Vor dem eigentlichen Elternabend waren organisatorische Dinge zu klären. Es saßen acht Frauen und Männer an einem langen Tisch, jeweils mit einem Stapel Papier vor sich.
Wir traten an den ersten Tisch und da saß dann Sarah vor mir. Mit Sarah und einer zugehörigen Gruppe Menschen war ich früher mal auf Festivals und so. Auf einem Festival habe ich sie mit ihrer besten Freundin verheiratet, weil ich mich aus Langeweile heraus selbst zum Standesbeamten gemacht hatte und alle vermählte, die das wollten. Es war immer spaßig mit Sarah auf dem Festivalzeltplatz, sie gehörte zum erweiterten Freundeskreis meines Bruders. Ich fragte also: »Was machst du denn hier!?«. Und sie antwortete: »Na ich bin hier Lehrerin.« und das kriegte ich erstmal kurz überhaupt nicht zusammen. In meiner Erinnerung war Sarah gerade mit dem Abitur fertig geworden und ich so Mitte/Ende 20. Sie konnte doch unmöglich Gymnasiallehrerin sein. Nach einem ersten Schreck rechnete mein Hirn nochmal kurz nach und antwortete dann mit »Doch!«.

Überhaupt ist so ein Elternabend in einer Kleinstadt irgendwie auch eine Art lustige Reise in die Vergangenheit. Nicht nur, dass man auf Lehrer trifft, die streng genommen beinahe die eigenen Kinder sein könnten, man trifft auch in der Elternschaft seine halbe Vergangenheit wieder. Eltern aus der Kindergartenzeit der eigenen Kinder, Eltern aus den Zeiten in den ein oder zwei halbwegs alternativen Clubs/Diskos der Stadt, ehemalige Mitspieler aus Sportmannschaften und so weiter. Gefühlt kannte man ein Viertel der anwesenden Eltern, hatte sie aber zum Teil schon eine Weile nicht mehr gesehen und hatte dadurch leichte Klassentreffen-Vibes.
Das Programm der Schule kannten wir dann schon aus dem Infoabend von vor zwei Jahren. Der Direktor machte wie üblich Druck, indem er den Anwesenden seinen Leistungsanspruch klar machte und mitteilte, dass die Kinder hier aufs Studium vorbereitet werden und nicht dazu da sind, nach er Zehnten abzugehen. Es wurde betont, das die Schule regelmäßig über dem Landesdurchschnitt liegt und das man hier sehr leistungsbereit in diese Schullaufbahn gehen sollte. Das sorgte für ein kleines Raunen in der Menge. Wir kannten die Nummer schon und blieben entspannt. Dem Direktor zu sagen, dass dieser Anspruch auch ein bisschen von der Leistung der Schule und hier insbesondere vom Vorhandensein fester Fachlehrer(innen) abhängt, hätte ja auch nichts gebracht. Dann wurden die potentiellen Klassenlehrerinnen und -lehrer vorgestellt und da war Sarah wieder mit dabei. Ich hoffe, Lisbeth bekommt Sarah als Klassenlehrerin. Das wäre aus meiner Sicht ein perfektes Duo.

Nach diesem Teil fuhr eine Sechsergruppe Radfahrer mit uns von der Schule nach Hause. Wir scherzten und hatten Spaß. Das fand ich als Tagesabschluss gut.

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13.Mai 2025 – Automatiktür, Schuldrama

Auf Arbeit ist seit beinahe einer Woche eine Automatiktür defekt. Es befinden sich Taster an der Wand, welche die Tür öffnen, wenn man darauf drückt. Diese Funktion übten sie aber nun schon ewig nicht mehr aus, weswegen man die sehr schwere Tür per Hand aufwuchten musste, um rein oder raus zu kommen. Ich hatte den Defekt sofort dem Hausdienst gemeldet, wo man mich aber auf den nächsten Tag vertröstete, weil der Kollege schon Feierabend hätte. Als am nächsten Tag bis Mittag nichts passiert war, rief ich nochmal an. Man teilte mir mit, dass der Hausmeister nicht erfolgreich war und nun die Firma kommen müsste, was aber vor dem nächsten Werktag nichts wird. Auch am Montag passierte nichts, außer das zwischendurch mal drei Handwerker vor der Tür standen.
Am Nachmittag, ich kam von der Toilette, besah ich mir erstmals den automatischen Türöffner selbst, um vielleicht ein loses Kabel oder so zu finden.
Ich entdeckte an der Seite ein kleines Knöpfchen, welches auf „0“ stand. Es gab aber auch noch die Optionen „1“ (oben)
und „2“ (unten). Ich drückte einfach mal auf die „2“ (wenn schon, dann richtig). Seitdem ist die Automatiktür wieder repariert.

Als ich am Abend nach Hause kam, war dort die Luft dicke. Man hatte Hannah ihrer besten Freundin beraubt. Also genau genommen hatten sie an dem Tag erfahren, wer ab dem kommenden Schuljahr in welche Klasse kommt und das richtet sich nach verschiedenen Parametern, wobei der Hauptparameter die zweite Fremdsprache ist. Wie ich im Gespräch erfuhr, hatte ihre beste Freundin erst den Abgabetermin für ihre Sprachentscheidung und dann zwei weitere Ultimaten verstreichen lassen, bevor sie den Zettel endlich abgab. Nun ist sie eines von zwei Mädchen, welches die Klasse wechseln muss. Zusammenhänge sind da sicher nicht rein zufällig. Außerdem wollen die Eltern der besten Freundin nun riesengroßen Wind machen, damit das rückgängig gemacht wird und wenn das nicht klappt, wechseln alle Kinder die Schule. Auch darin könnte ein Entscheidungsgrund der Schule gelegen haben. Man weiß es nicht. Jedenfalls ist Hannah nun geknickt und aus ihrer Sicht ist das ja auch alles sehr traurig.

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12.Mai 2025 – Personalrat, Impfungen

Nach meiner Wahl zum Personalratsersatzmitglied fand heute die Sitzung statt, bei der die Vorsitzende und deren beide Stellvertreter gewählt wurden.
Die erste Stellvertreterin zierte sich etwas, konnte dann aber doch dazu überredet werden, dieses Amt anzutreten.
Im Ergebnis der Versammlung lernte ich, dass ich als Ersatzmitglied so gut wie nichts zu tun haben werde und das in so einem Personalrat eine ganz eigene Kultur herrscht, an die ich mich auch erstmal gewöhnen muss. Schien auch dem ersten Anschein nach mehr eine Monarchie als eine Demokratie zu sein. Ich lasse das alles auf mich zukommen und gucke mal, ob und wie ich mich da trotzdem eingebracht bekomme.

Weil das gegenseitige Kennenlernen aber so lange dauerte, musste ich dann wieder in unnötiger Geschwindigkeit den Berg nach Hause hochradeln, nur um dann festzustellen, dass der Folgetermin mit den Töchtern eine halbe Stunde später begann, als mein Gedächtnis meinte.
Also machte ich mit Lisbeth noch ein paar Hausaufgaben und dann ging es mit zwei Impfheften und zwei Krankenkassenkarten zur Kinderärztin.

Wir mussten nur eine Dreiviertelstunde warten, dann waren wir dran. Die Kinderärztin ist genauso groß wie ich, wiegt aber maximal die Hälfte. Mit ihr kann man immer gute Scherze machen, sie hat einen guten Humor.
Die Impfungen gingen dann sehr unproblematisch über die Bühne. Sie haben das einfach kommentarlos ertragen. Auch beim Kinderarzt zeigt sich oft, dass Mädchen als Menschen im Schnitt einfach brauchbarer sind. Und weil das so ist, sollte auch Eltern von Jungs unbedingt darüber nachdenken, ob sie ihre Jungs gegen HPV impfen lassen.

Zu Hause goss ich, da es eine Weile nicht mehr regnete, alle Neuanpflanzungen. Am Abend organisierte ich mal wieder den Verein per Telefon und Messenger. Es wird.

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11.Mai 2025 – Wochenende: Ziegelei, Motorradfahrt, Katzenrestaurant

Das Wochenende begann damit, dass mein Freund mit dem ostdeutschesten aller Namen -Rico- mich besuchte.
Es galt, ein Bauwerk zu Ende zu stellen, welches wir im Dezember begonnen hatten.
Die Außenmauer unseres Hauses grenzt direkt an die Auffahrt zu einer Kirche. Dort parken immer Leute. Einer davon konnte das nicht so gut, sondern hat einen Teil des Fundamentes verschoben, übertrieben gesagt. Natürlich ist derjenige weggefahren, ohne Bescheid zu sagen.
Es gab also einen kleinen Vorsprung im Fundament, auf die sich, so sagte man mir im Dorf, zu Zeiten, als es weder Fernsehen noch Radio gab, die Bauern setzten und mit Leuten sprachen, die des Weges kamen. Ich stelle mir das romantisch vor, jedoch war dies nun nicht mehr möglich. Sollte also jemals wieder auf dieser Kante ein Bauer sitzen wollen, musste diese erst wieder neu entstehen.
Diesen Vorsprung, der nur in Dreck und Lehm gelegt wurde, galt es also wiederherzustellen und zukunftssicher zu befestigen. Das machten wir im Dezember gemeinsam, weil ich von sowas keine Ahnung habe. Es wurde allerhand Beton gekauft und verarbeitet. Ich bin mir sehr sicher, dass dieser Teil der Außenmauer nun der stabilste ist.
Lediglich die Fugen waren noch zu verschließen und schön zu machen. Das machten wir am Freitagabend mit teurem Natursteinmörtel, redeten über alles Mögliche und tranken danach noch ein Bier.

Für Samstag hatte ich mich mit einem anderen Freund zu einer kleinen Motorradrunde verabredet. In einer wirklich schlimm ausgebluteten Nachbarschaft veranstaltet ein Bikerclub, der diese Stadt representiert wie nix anderes, ein Bikertreffen mit Konzerten, Gesellschaftsspielen, Burnouts und anderen Klischees, die zu so einem Treffen gehören. So auch eine Bikerausfahrt. Da das Wetter gut war und man immer ein Ziel braucht, machten wir da mal mit. Die Ausfahrt mit über 1.000 Teilnehmern war dann schon auch ein interessantes Erlebnis und eine gute Zeit, die Zeit im Anschluss auf dem Festivalgelände war aber von eher durchwachsenem Niveau. Die Bikerwelt ist eine mir sehr fremde Subkultur, aber ich fahre gerne Motorrad.

Weil wir uns dort Zeit gelassen hatten, war ich erst spät zurück. Meine Familie hatte sich zeitgleich anlässlich des bevorstehenden Muttertages um die weibliche Verwandtschaft von Maria gekümmert. Das war vorbei, als ich wieder zu Hause ankam, wir grillten aber spontan noch draußen auf der Terrasse und alberten ein wenig in der Abendsonne rum.

Dann kam der Sonntag und damit der Muttertag. Lisbeth gab sich viel Mühe damit, Maria und dem Rest der Familie ein schönes Frühstück zu bereiten. Es gab u.a. Rührei und frisch gepressten Orangensaft, sowie zum Schwan gefaltete Servietten und eine kleine Süßigkeit auf dem Teller.
Hannah konnte dabei nicht helfen, weil ihr ihr eigener Perfektionismus mal wieder im Weg stand und sie mit ihrem selbstgebastelten Muttertagsgeschenk nicht fertig wurde. Dieses „done is better than perfect“ muss sie noch üben.

Den Vormittag verbrachten wir in der Morgensonne, es gab nur ein kleines Frühstück für die Kinder und dann fuhren wir schon am frühen Nachmittag nach Leipzig.
Dort hatte ich anlässlich des Muttertages für 17:30 einen Tisch in einem Katzenrestaurant reserviert, weil da Maria schon immer mal hin wollte. Ich selbst hatte dabei nicht bedacht, dass zeitgleich das letzte Heimspiel des MBC stattfand, zu dem ich nun nicht gehen konnte.
Aber in Leipzig war es auch schön. Wir parkten am Clarapark und liefen eine schöne runde hindurch sowie durch die Innenstadt von Leipzig. Unsere Töchter, die ja nun nur das Dorfleben kennen, staunen jedes Mal über Leipzig. Die bevölkerten Wiesen im Park, die Stationen studentischer Vergangenheit, die wir ihnen zeigen und ihre Zukunft sein könnte, den Trubel in den schönen Einkaufsgassen. Das mögen sie und stellen viele Fragen. Auch ich würde gerne in Leipzig wohnen, wenn mein Berufleben vorbei ist.
Rein zufällig lotste ich die Familie auch zur Anti-AfD-Demo auf den Augustusplatz, die aber an diesem Tag leider ziemlich klein ausfiel und blieben eine Weile mit stehen. Hinterher war sich die ganze Familie einig, dass wir die AfD doof finden.

Dann ging es in den Katzentempel. Es gab hier acht Katzen, die erstmal gefunden werden wollten, was gar nicht so einfach war, weil einige hoch oben im Raum einfach schliefen. Mit der Zeit kamen die aber von alleine ausgerechnet immer wieder zu unserem Tisch, was mein Selbstbild als Tiermagnet mal wieder bestätigte und ließen sich dort streicheln. Meine Töchter mögen mich jetzt wieder ein wenig mehr und auch meine Frau fand es gut. Das essen war vegan und vegetarisch, aber geschmacklich eher so mittel. Alkohol gab es keinen, weswegen ich eine viel zu süße Limo bestellte.
Das Restaurant lebt also sehr von seinen Katzen, die wir nun ja aber schon kennen.