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11.April 2025 – Begegnung mit der Vergangenheit, Wertstoffhofwelt

Mit dem Ende des Arbeitstages begannen auch für mich die Osterferien.
Die führten mich zunächst zu meiner alten Arbeitsstelle, weil ich mir da einen Kleintransporter ausleihen wollte. Ich wusste erst nicht, ob ich da wirklich wieder hinwollte, aber die Konditionen für geliehene Kleintransporter sind dort einfach zu gut. Letztlich war ich keine zehn Minuten lang dort, und die haben mir klar gemacht, dass ich mit meinem Arbeitsplatzwechsel alles richtig gemacht habe. Das ist erkenntnistechnisch ja nicht „nichts“ wert und (neben kurzen Begegnungen mit ein paar der netten Kolleginnen) ein schöner Bonus zur reinen Transporterleihe.
Meine Nachfolgerin lernte mich bei der Gelegenheit auch gleich kennen, ich sie aber erstmal nicht, denn sie überfiel mich ansatzlos mit ihrem Anliegen, indem sie mich nach meinen alten Dateien fragte. Ich reagierte, indem ich „Guten Tag“ sagte, mich vorstellte und sie fragte, wer sie denn eigentlich sei. Sie verleierte daraufhin die Augen. Ich schätze, sie wird von mir nur die entbehrlichen Dateien erhalten, wenn überhaupt. Das mag kleinlich und überheblich wirken, aber genau diese Art und Weise habe ich in dem Laden lange genug durch, um jetzt alles Recht zu haben, auch mal arschig zu sein. Sie bat mich, sie mal nach Ostern anzurufen. Ich sagte ihr, sie solle doch besser mich anrufen.

Den Tranporter hatte ich mir geliehen, um mal unseren für den Abriss vorgesehenen Kombischuppen von allem Unrat zu befreien, der sich dort so angesammelt hatte. Es verschwanden im Laufe des Nachmittages drei Viertel des Schuppeninhalts auf der Ladefläche und dann auf dem Wertstoffhof. Durch die Rückscheibe der Fahrerkabine sah das so aus:

Auf dem Wertstoffhof traf ich, was eigentlich nie vorkommt, auf einen sehr kulanten Einweiser. Ich wurde alte Dämmwolle kostenfrei los, was eigentlich nicht vorgesehen ist und musste für alle anderen kostenpflichtigen Dinge nur 30,-€ zahlen. Da hatte ich aufgrund des ganzen Bauschuttes und der Farben und Lacke mit deutlich mehr gerechnet. Das Entladen der Ladefläche hingegen dauerte in dem ganzen Durcheinander der unterschiedlichen Schad- und Wertstoffe allerdings immer so seine Zeit, denn es galt jeweils erstmal den richtigen Container zu finden. Diese trugen lorioteske Namen wie „Stoffgleiche Nichtverpackungen“. Beim Bezahlen dankte ich meinem Betreuer und gab ihm 5,-€ für die Kaffeekasse. Nettigkeit und Kulanz gehört unbedingt belohnt. Nun sind unsere Schuppen wieder begehbar bzw. fast abreißbar.

Apropos lustige Namen. Beim Lesen der Nachrichten lernte ich heute das lustige Wort „Evapotranspiration“, welches aber leider nicht für das steht, was man im ersten Moment vielleicht vermuten würde: https://www.tagesschau.de/wissen/klima/trockene-boeden-100.html

Während Maria und ich räumten und verluden, waren die Töchter mit den Zwillingen und deren Mutter im Kino. Sie schauten den Minecraftfilm und fanden ihn eher so mittel.
Am Abend trank ich Bier, weil man das so macht, wenn man einen Nachmittag lang körperlich gearbeitet hat.

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10.April 2025 – Altersrealitäten, Wahlentscheide, Konsum

Der Arbeitstag begann heute mit einer arbeitsmedizinischen Untersuchung, die mein Arbeitgeber von Zeit zu Zeit fordert. Da ich ja nun hauptsächlich am Schreibtisch arbeite, ging es vor allem um Arbeitsergonomie und um eventuelle körperliche Beschwerden, die aus dem Fehlen ebenselber entstanden sein könnten. Solche Beschwerden habe ich aber (noch) nicht.
Ich habe einen höhenverstellbaren Schreibtisch, einen super Stuhl und einen Körper, der sich regelmäßig von selbst bewegt, um Stress abzubauen. Außerdem mache ich Sport und betätige mich in der Freizeit körperlich. Das scheint für den Moment zu reichen.

Mit der arbeitsmedizinischen Ärztin war ich alleine in der recht großen Praxis. Sie hatte eine neckische Halstätowierung, eine auffällige Figur und ein Zungenpiercing. Außerdem habe ich deutliches Flirtverhalten während unseres Gespräches festgestellt, was ja grundsätzlich schon immer etwas Schmeichelhaftes ist. Doch zur schieren Realität gehört (neben dem Fakt, dass ich unheimlich gerne mit Maria verheiratet bin), dass ich langsam aber sicher ein alter Sack werde, mit Speck, gegen den es sich immer schwerer ankämpfen lässt und bereits einsetzendem Trend zur Herrentitte. Man muss da Realist bleiben, und der heutige Besuch bei der niedlichen Ärztin schlug da letztlich auch nur eine weitere Kerbe ins Gebälk.

Was mir zuletzt nämlich auffiel, waren immer länger werdende Arme, wenn ich Bücher mit vergleichsweise kleiner Schrift im Bett lesen wollte. Das sagte ich ungefähr so auch der Ärztin, was mir einen Sehtest ein- und sie zu einem sonnenhellen Lächeln brachte. Im Ergebnis sehe ich absolut perfekt in die Weite, ziemlich perfekt in die Bildschirmentfernung, nur die Kurzstrecke ist schon stärker beeinträchtigt. Das linke Auge gleicht noch ganz gut aus, aber das rechte Auge ist zu diesem Zweck nahezu unbrauchbar geworden. Ich bin quasi auf dem rechten Auge kurzstreckenblind und denke daher nun über die Anschaffung eines Monokels nach.

Während ich bei der TÜV-Ärztin war, wurde die Personalratswahl ausgelost, was mich von den Grundvoraussetzungen etwas bevorteilt hat, was ich bzw. wir auf unserer Liste aber so nicht beabsichtigt hatten und was nun erstmal doof ist. Nun warten wir mal die Wahl im Mai ab und was dabei herauskommt und dann kann man damit immer noch so umgehen, dass es möglichst für alle passt.

Am Nachmittag war ich alleine zu Hause. Die Ferienfamilie war Shoppen gefahren und kam erst spät mit vielen Papiertüten voller Kleidung und Schuhe wieder… wachsende Töchter und deren Mütter sind DER Konjunkturmotor in dieser Saison.

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09.April 2025 – Fahrrad II, Gelassenheit, toter Punk

Am Montag nach Feierabend stand ein niedliches kleines Mädchen, vielleicht sieben oder acht Jahre alt, mit ihrem Vater auf dem Hof. Sie hatte ihren Fahrradhelm mit und die beiden waren ein unheimlich sympathisches Duo. Es ging darum, das letzte Kinderrad aus dem Schuppen zu verkaufen. Ein ziemlich gutes Kinderrad von Cube, lila, mit helllila Blümchen und Siebengangschaltung. Es wurde in Summe vielleicht zehn Stunden gefahren, wenn überhaupt.
Der Vater animierte das kleine Mädchen dazu, doch mal aufzusteigen und zu probieren, ob es ihr passte. Sie hielt das aber nicht für nötig. Ihre Freundin Lisa hätte genau dasselbe Rad und damit könne sie ja wohl auch problemlos fahren. Sie möchte das Fahrrad daher gerne haben. Der Vater machte dann noch zur Bedingung, dass dann aber in Zukunft mehr Radtouren gemacht werden. Das hielt das kleine niedliche Mädchen für einen fairen Deal und ließ sich drauf ein. An solche Leute verkauft man doch gerne ein Kinderrad. Der Vater wollte zwanzig Euro weniger Zahlen, als ich haben wollte, und auch das hielt ich für völlig angemessen.

Außerdem finde ich es etwas unschön, diese Woche der Einzige im Haus zu sein, der jeden Morgen aufsteht. Meine Familie hat schon Ferien, ich habe dafür zu wenig Urlaubstage und steige erst ab Montag mit ein.

Heute Vormittag habe ich in einem regionalen Meeting viele Leute kennen gelernt, mit denen ich in Zukunft regelmäßiger zu tun haben werde. Das waren alles okaye Leute, die über dieselben Dinge sprechen. Das wird funktionieren.

Am Nachmittag reagierte ich auf den Whatsapp-Status von Mona, der mir zu kalenderspruchig war. Es ging darum, dass man die Dinge, die man nicht ändern kann, gelassen annehmen soll. Das ist natürlich purer Stoizismus, also antike Philosophie und damit mag ich das eigentlich. Ich musste sie aber trotzdem fragen, woher man denn wissen kann, ob man etwas ändern kann oder nicht. Es entspann sich daraufhin eine ziemlich philosophische Konversation in Text und Sprachnachrichten, in der ich darauf hinwies, was alleine Greta Thunberg ändern konnte, nur dadurch, dass sie sich mit einem Pappschild vor ihre Schule gestellt hat. Außerdem warf ich ins Feld, dass die Gelassenheit vieler Menschen einfach nur Ignoranz ist, aber dass die zugegebnermaßen zu einem ruhigeren Leben führt. Es war mir völlig klar, dass ich die Diskussion mit der falschen Person führe, aber eine gute Diskussion mit dem richtigen Menschen führt man halt trotzdem gerne. Wir fanden dann einen gemeinsamen Nenner darin, dass man immer mindestens versuchen sollte, sein direktes Umfeld zu verbessern und damit guten Eindruck auch auf den ein oder anderen Ignoranten zu machen. Mona ist eine von den Guten und war früher die Sängerin in meiner Band.

Der Punkt Sängerin in meiner Band führt mich direkt zu einer Erinnerung. Der Gitarrist meiner früheren Band wies mich nämlich vor kurzem auf etwas hin, das ich ziemlich traurig fand. In den Nullerjahren mochten wir beide, so lange es sie gab, die Elektropunkband „Spillsbury“ und gingen auch zu Konzerten und so. Wir mochten vor allem die Zornigkeit der Sängerin Zoey Wagner, die sie vor allem live gut zur Schau stellen konnte. Außer ein paar nischigen Achtungserfolgen wurde es für Spillsbury aber nicht so richtig erfolgreich und dann waren sie irgendwann wieder verschwunden.
Mein ehemaliger Gitarrist fand nun vor kurzem Zoe Meißner durch Zufall auf Xing wieder. Sie hat inzwischen Wirtschaft studiert und arbeitet für eine der größten Wirtschaftsprüfungsgesellschaften überhaupt. In ihrem Lebenslauf fehlen vom Ende der Band bis zum Beginn des Studiums zehn Jahre. Die interessieren mich sehr. Trotzdem: Punk ist sowas von tot und Kapitalismus ist ein Todeskult.

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06.April 2025 – Entrümpeln, Rückbau und Verkauf von Kindheit

Wir sind heute weiter draußen gewesen, weil es entgegen der Ansage wieder nicht geregnet hat. Das bleibt nun eine weitere Woche so.
Fehlender Regen, fehlende Aktienrendite. Die Welt ist aktuell mal wieder hart für alle, je nachdem und fast egal, wo man seine Prioritäten setzt. Gut, dass es für solche Zwecke Humor gibt:

Die Töchter hatten am Nachmittag Besuch von den Zwillingen Eddy und Matilze. Sie dachten sich im Garten irgendwelche Mangafiguren mit Superkräften aus und spielten dann sehr fantasievoll in einer ringsum ausgedachten Fantasiewelt. Manchmal vergisst die 12jährige zum Glück noch, dass sie Teenager ist… schön.

Ich bekam das alles gut mit, weil ich direkt daneben die alte Spielküche zerlegte, die ich aus Europaletten und Schuppenschrott vor vielen Jahren gebaut hatte. Keiner will mir mehr aus Gras und Kräutern einen Tee kochen. Die Zeiten sind vorbei… bye bye Spielküche.

Während ich dort entrümpelte, entrümpelte Maria woanders. Entrümpeln ist unser sehr befriedigendes neues Hobby. Nach 18 Uhr erhielt ich fast zeitgleich Nachrichten auf Kleinanzeigen. Ostern naht, und es finden sich doch noch Interessenten für die kleinen Kinderfahrräder, die da schon fast 14 Tage auf Käufer warten.
Sehr schön, obgleich man auch dort ein kleines Stück Erinnerung an die Zeit, als unsere Töchter noch klein waren, weg gibt.

Am Abend probierte ich die neue Bilder-KI aus dem letzten Apple-Update aus. Ich transferierte Fotos meiner Töchter in Zeichnungen meiner Töchter. Die große Tochter ist empört. Sie hasst KI-Bilder, weil die immer gleich aussehen, keinerlei Kreativität haben und sie schließlich nicht umsonst zeichnen gelernt hätte. Stattdessen wäre nun alles voller immer gleich aussehender Bilder, die sie nicht mehr sehen kann und will. Recht hat sie…

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05.April 2025 – Garten, Restlebenszielplanung

An diesem Samstag erwachte ich unglaublich entspannt und so blieb ich dann auch den gesamten Tag über. Ich verbrachte diesen letzten Tag vor dem letzen Kälteeinbruch der Saison weitgehend im Freien.
Als ich das erste Mal in dieses Freie trat, standen gerade Freunde von uns auf dem Hof. Mit denen redete ich eine ganze Weile, auch über ein schon länger geplantes Bauprojekt auf meinem Hof, dessen Umsetzung wir -dieses Mal aber wirklich!- heute neu besiegelten. Ich hatte für heute eigentlich nur vor, ganz profan das erste Mal in diesem Jahr Wiese zu mähen (wir haben keinen Rasen).
Ich musste aber feststellen, dass mein Rasenmäher gar kein Benzin mehr hat, also fuhr ich schnell mit Marias Auto und zwei Kanistern an die Tankstelle. Dort stand vor mir meine Kinderärztin mit ihrem Mann, dem ehemaligen Chefarzt. Sie sind beide über siebzig und tankten ihren 911er Porsche voll. Sie wollten mit leichtem Gepäck nach München zur Tochter. Ich wünschte eine gute Reise.
Als ich wieder zurück war, bekam ich den Rasenmäher trotz Benzin nicht dazu, anzuspringen. Also machte ich auch noch eine Vergaser-Schnellreinigung, mit den Mittelchen, die es extra dafür gibt. Dann ging es. Während ich dies tat, dachte ich wieder die ganze Zeit an diesen teuren, GPS-gesteuerten Rasenmähroboter aus China.
Doch nun lief erstmal wieder der selbstfahrende Benzin-Rasenmäher. Das tat er gut eineinhalb Stunden, während ich hinterherlief, die Richtung vorgab und lächelnd in die Sonne blinzelte. Unterwegs fielen mir allerlei Dinge auf, die dieses Frühjahr noch im Garten zu tun sein würden. Als ich fertig war, zeigte meine Applewatch die üblichen 5,5km mehr an, weswegen ich erst einmal auf der Hollywoodschaukel Platz nahm. Dort zwitscherten die Vögel und es schien die Sonne und es ist unglaublich, wie sehr mich sowas immer beruhigt. Dann wurde zum Mittagessen gerufen.

Maria war am Nachmittag mit einer alten Schulfreundin unterwegs, die aus Berlin angereist war. Während sie also Sektlimonade probierte und durch die Weinberge spazierte, war ich auch am Nachmittag mit den Töchtern im Garten. Ich fing schon mal an, mit der Astschere die Dinge zu bearbeiten, die ich während meiner Mähwanderung gesehen hatte. Hannah und Lisbeth versuchten sich derweil an Saltos im Trampolin und zwar so, dass ich zwischenzeitlich ernste Genickverletzungen fürchtete und auch mal Gliedmaßen ineinander krachten. Es wurde aber überwiegend und sehr fröhlich gelacht im Trampolin. Die Entschuldigungen für beigefügte Schmerzen und Blessuren waren herzlich und aufrichtig. Einen Salto hatte am Ende keine der beiden geschafft.

Am Abend befragte ich Maria danach, was sie gerne noch von der Welt sehen oder generell erleben möchte in ihrem Leben. Den Leben geht nicht ohne Planung und umso schlechter, je gebrechlicher man wird. Maria ist da schön unaufgeregt in solchen Dingen. Alles was ihr einfiel, war eine Asienreise, aber nur, um asiatisches Streefood direkt vor Ort essen zu können. Ansonsten bräuchte sie keine Action mehr und auch nicht den Reiz des Exotischen. Afrika und Südamerika zum Beispiel scheinen ihr zu wild und zu gefährlich zu sein. Generell reiche ihr Europa, weil es da ja schon alleine mehr zu entdecken gäbe, als man sich in einem ganzen Leben anschauen könne.
Ich selber unterscheide bei Urlauben zwischen Erholung und Erfahrung. Erholung kann ich zum Beispiel überall kriegen, wo eine Landschaft mit Wald, einigen Ergebungen und vielleicht einem Gewässer zu finden ist. Es ist mir egal wo das ist, aber das sind meine Bedingungen für einen Urlaub mit Erholung. Will ich aber Erfahrungen machen, kann es mir garnicht fremd und exotisch genug sein. Da gilt, je weiter weg es von meiner eigenen Lebensrealität ist, umso besser. Überhaupt, wäre ich ohne Bindungen und Verpflichtungen, sehr wahrscheinlich ununterbrochen unterwegs. Nomadisch am liebsten in der ganzen Welt. Am Ende des Lebens geht es nur um die Erfahrungen, die man gemacht hat und überhaupt nicht um den Besitz, den man anhäufen konnte.
Aber da Asien, aus europäischer Sicht, schon sehr exotische Kulturen zu entdecken verspricht, haben wir doch schon mal einen gemeinsamen Nenner gefunden. Wäre Myanmar politisch nicht so kaputt, würde ich gerne mal dorthin fahren. Aber so kann man sich ja erstmal mit einer Reise nach Vietnam informell befassen. Gut ist auch die Erkenntnis, dass wir uns zusammen prinzipiell auch wohlfühlen würden, könnten wir nur noch an die Ostsee oder die Mecklenburger Seenplatte reisen, denn vielleicht liegt ja genau darin auch die Zukunft.