
Wo waren wir stehengeblieben?
Tägliches Bloggen. Da waren wir stehen geblieben und das war stehen geblieben.
Anfang Juni hatten mein Verein und ich nun unser kleines Musikfestival in unserem kleinen Dorf. Das bindet immer etwas Zeit. Vor allem davor, ein wenig auch danach.
So ein kleines Festival wie das unsere mag von manch einem eventverwöhnten Städter, zumal vielleicht gar einem Großstädter, sicherlich belächelt und verhöhnt werden ob seiner Provinzialität, für mich und viele andere, die da seit einem Vierteljahundert drinnen stecken, ist das aber die Welt. Das muss man nicht mal nachvollziehen können, sondern kann das einfach nur hinnehmen. Die tiefe Verbundenheit und Freundschaft, die so ein Projekt schafft, die Freude über die Freude, die so ein Projekt auslöst und die leicht anarchische Alltagsflucht, die mit so einem Projekt für einen selbst verbunden ist und es doch stark von der erwarteten Provinzialität unterscheidet. Man muss sich schon selbst drum kümmern, dass sein Umfeld so ist, wie man sich das wünscht.
Ich hatte wieder viele Dinge, über die ich hinterher nachdenken musste und das auch immer noch tue. Meine Highlights waren, da gräbt sich so langsam die eigene Elternschaft in die Biografie, der Theatermacher, den wir Freitagvormittag für den benachbarten Kindergarten bestellt hatten und der Erfolg der Jugenddisko am Sonntag. Letztere wurde von unseren eigenen Kindern, also unserer Vereinsjugend, nahezu vollständig selbst organisiert und es kamen dann auch über 150 Jugendliche. Das war in der Gesamtheit so niedlich und berührend, wie die da erst verlegen in Grüppchen auf dem Gelände standen und dann am Ende mit Polonäsen und Massentänzen komplett im Partymodus waren. Für diese Altersklasse gibt es hier in der Region so gut wie nichts und die haben das maximal genossen. Das war sehr schön!
Das eigentliche Festival selbst war für mich auch reich an Erkenntnissen. Wenn man sich mit dem wunderschönen Schwarm von ganz früher auf einmal über Familie, Hochzeit und Kinder unterhält, ist der Zauber von damals so ziemlich vorbei. Ich finde das gleichzeitig schön, da ich meine Frau und meine Familie sehr liebe, andererseits fand ich diesen Zauber und die kleinen Flirts einmal im Jahr auch schön für das eigene Wohlbefinden. Mein Herz wird weiterhin drei Takte schneller schlagen, wenn ich sie das erste Mal wiedersehe, einfach weil sie immer noch wunderschön ist und die „Begegnungen“ der Vergangenheit nicht einfach so aus dem Gedächtnis verschwinden, aber davon abgesehen hat da wohl jeder sein eigenes Leben gefunden und man kann sich trotzdem weiter nett begegnen.
Auch andere Begegnungen waren denkwürdig und einordnend an diesem Wochenende, ohne das ich es weiter ausführen möchte. Insgesamt war das vom ersten Takt an für vier Tage lang eine wunderbare Wohlfühlveranstaltung in unserer kleinen Festivalfamilie. Wir haben viele Leute gesehen, die lange nicht mehr da waren, aber auch neue Leute gelockt, von denen ein Teil hoffentlich ein Teil dieser Familie wird.
Am Ende des Lebens geht es nur um Erlebnisse. Von der guten Laune, die diese Veranstaltung bei mir immer wieder aufs Neue auslöst, zehre ich jeweils viele Wochen. Hier hat das Universum echt eine gute Gruppe Menschen zur richtigen Zeit am richtigen Ort verbunden und mir damit eine Nische gegeben, in der sich das Leben aushalten lässt. Wir alle waren total durch nach dem Wochenende, haben uns aber trotzdem schon wieder drauf gefreut, uns und den anderen Menschen das ein weiteres Mal zu geben.