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14.Januar 2025 – Stoiker, Influencer

Als ich heute Morgen auf Arbeit ankomme, fragt mich mein jüngster Kollege, ob ich bei der Dürre (gemeint ist extreme Kälte) ernsthaft mit dem Fahrrad gefahren bin.
Am Nachmittag, beim Tee, muss ich meiner Chefin erklären, wie das gemeint ist, dass ich keinen Zucker mehr esse.
Ich erkläre, dass es im Prinzip immer darum geht, eine schlechte Angewohnheit gegen eine bessere zu tauschen und das mich das glücklicher und stolzer macht, als die alte Angewohnheit. Man muss die (neuen) Dinge nur so lange machen, bis man nicht mehr darüber nachdenkt, dass man es mal anders gemacht hat.
Morgens gehe ich in den Schuppen, hole das Fahrrad und fahre los, ohne einen Gedanken daran zu verlieren, dass ich ja auch das Auto nehmen könnte. Es ist eine neue Routine geworden durch schiere ständige Wiederholung und Freude über die positiven Effekte.

In einer Zeit, als es mir schlecht ging, lief mir das Buch „Der tägliche Stoiker“ über den Weg. Darin findet man für jeden Tag ein stoisches Zitat aus der Antike und eine kurze zeitgemäße Einordnung dieses Textes. Das Buch hatte eindeutig etwas zu viele „Paulo Coelho“- und Wandtattoo-Vibes für meinen Geschmack, aber ich schaute trotzdem jeden Tag rein und würde sagen, meine Sicht auf der Welt ist seither eine andere. Wer weiß, wie weit die Menschheit schon wäre, wäre der Antike nicht das Christentum mit all seinen Derivaten dazwischen gekommen. Weiter will ich das nicht ausführen, aber ich habe unter anderem keinen inneren Schweinehund mehr, seit ich dieses Buch gelesen habe. Vernunft ist ein hohes Gut im Stoizismus, genau wie Moral und Wissen. Diese Lebensphilosophie kam meinem Wesen gelegen. Ich empfehle daher, diesem Buch mal eine Chance zu geben.

https://www.fairbuch.de/shop/article/31760897/ryan_holiday_stephen_hanselman_der_taegliche_stoiker.html

Meine Ausführungen beim Tee haben jetzt jedenfalls dazu geführt, dass nun ein Kollege und eine Kollegin ab kommender Woche auch keinen Zucker mehr essen wollen. Ich influence, wo ich kann, aber nur, wenn ich danach gefragt werde…


Veränderung geht ja unabhängig von der Lebensphilosophie immer nur, indem man seine Glaubenssätze und Überzeugungen hinterfragt.

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13.Januar 2025

»Soll ich‘s wirklich machen oder lass‘ ich‘s lieber sein?«, frage ich mich heute nach dem Duschen auf die Frage danach, ob ich wirklich das Fahrrad als Zubringer zur Arbeit nutzen will. Draußen sind -4°C und die Straße glitzert. Ich verdränge den Gedanken daran, wie eiskalte Luft durch den gewirkten Jeansstoff zieht und ziehe es durch, schließlich habe ich Nachmittagspläne.

Die Kollegin, die ich im August beerben werde, war wieder zurück von ihrer Berlinreise, wo sie aufgrund ihres Ehrenamtes zum Neujahrsempfang des Bundespräsidenten geladen war.
Ihr Fazit fällt recht nüchtern aus und lässt sich in etwa mit: „zwei Tage Aufregung und Brimborium für ein mittelmäßiges Mittagessen“ zusammenfassen. Vom Schloss Bellevue war sie auch nicht sehr angetan, da es zumindest im Inneren nichts mit „belle vue“ war. Sie berichtet von karger Einrichtung, schiefen Bildern und Kerzen, Kunstblumen auf dem Tisch und Kabelbäumen, die man hinter Heizungen gestopft hat. Ich mag diese Kollegin. Was sie mitbrachte, war ein gemeinsames Foto mit Manuela Schwesig und die Sichtung einiger Politprominenz, Scholz und Lauterbach inklusive. Ihr Mann war zeitgleich im Bundestag bei einer Deluxe-Führung und hinterher sehr angetan.Auch sein Essen war, subjektiv gesehen, besser.

Meinen Arbeitstag beende ich heute zeitig, um meinen Bruder zu besuchen. Ich fahre mit dem Zug durch die schöne Saale-Unstrut-Weinlandschaft mit Burgen und Ruinen und komme dann irgendwann nicht nur auf irgendeinem Bahnhof an, sondern am

Mein Bruder hat morgen Geburtstag und da es diese Woche sonst nicht anders geht, hab ich ihn heute besucht. Es gibt ja aus unserer Kernfamilie nur noch uns, und es gibt gerade viel zu bereden in seiner aktuellen Lebensphase, die nicht die einfachste ist. Aber schafft er schon…

Zum Abendessen bestellen wir uns Sommerrolle und Ramen, dann mache ich mich auf den Heimweg. Halb neun bin ich wieder zu Hause. Könnte man öfter mal machen, eigentlich. Weimar ist via Bahn nicht aus der Welt.
Aber ach, der Alltag…

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12.Januar 2025

Das war ein entspannter Sonntag. Er begann spät, aber dafür damit, dass Lisbeth uns ihren nächtlichen Traum in allen Einzelheiten schilderte. Hannah war auch kurz da.

Ich nutze auf meiner neuen Apple Watch einen Schlaftracker, der mir heute eine ausgezeichnete Gesamtverfassung bescheinigt und erstaunlicherweise hat er Recht. Ich scheine super geschlafen zu haben. Nach dem Frühstück habe ich weite Teile des Vormittags damit zugebracht, endlich mal die Planung unseres Sommerurlaubs voranzutreiben. Das ist dieses Mal nicht so einfach, denn es wird einen kleinen Roadtrip in Nordeuropa geben, der Fährverbindungen mit einschließt und daher ziemlich gut getaktet sein will. Ich mache Fortschritte, bin aber noch nicht durch.

Mittags gab es für mich Kartoffeln und dreierlei Gemüse mit vegetarischem Cordon bleu, für den Rest stattdessen mit Bratklops. In der Mittagspause schaue ich in der ZDF-Mediathek die Doku „Die Wagner-Brothers“ über… genau, die Wagner-Brüder und finde sie gut. Wird weiter geschaut. Außerdem sehe ich eine kleine Youtube-Doku, wo ein Mitarbeiter eines Panzermuseums die historische Genauigkeit des Songs „Panzerhenker“ der Band „Kanonenfieber“ untersucht. Verrückt … und verblüffend lehrreich.

Der Nachmittag gehört einem Familienspaziergang. Die Luft war kalt und klar, man merkt, die Tage werden wieder länger, es war super, draußen zu sein. Als wir durch den Park laufen, schwärmt Hannah von ihrer Bude, die hier irgendwo so gut versteckt ist, dass sie NIE jemand finden wird. Ich freu mich für sie und sage, dass so eine Bude im Frühling und Sommer erst so richtig cool ist.

Feldstudien:

Als wir wieder zu Hause sind, spielt die Familie noch eine Runde Rummikub, was noch mit zu den besseren Gesellschaftsspielen gehört, die man spielen kann und abends erfahre ich, dass ich das Büro morgen für mich alleine habe. Zum Abendessen gab es Wraps…
Alles in allem war das ein super Tag…

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11.Januar 2025

Morgens, nach dem Aufstehen, erzählt mir Maria vom Besuch bei ihrer Freundin. Dazu gehören seit der letzten Pandemie auch wilde Geschichten von deren Schwurblereltern mit dem Aluhut. Die neuste Geschichte ist besonders hanebüchen. Die Eltern hatten für ihre Enkel Geld angelegt fürs Studium. Eine nicht eben kleine Summe, die sie aber in Deutschland für nicht mehr sicher befanden, weswegen sie es via Italien in die Schweiz bringen wollten, mit dem Ergebnis, dass es nun weg ist. Das ist stark verkürzt. In allen Details ist alles noch wilder. Die Geschichten erinnern mich immer an diese Ricky Gervais Nummer:

Am Vormittag verfolge ich einige Live-Ticker aus Riesa und freue mich über die zwischenzeitlichen Erfolge der Antifa, den AfD-Bundesparteitag zu blockieren. Die sächsische Polizei bekommt wieder mal durchwachsene Kritiken.

Bundesregierung, Bundestag, Bundesrat: Wann ist es endlich soweit?

https://www.deutschlandfunk.de/mehr-als-200-juristen-fordern-einleitung-von-afd-verbotsverfahren-saemtliche-voraussetzungen-dafuer–100.html

Eine Weile nach dem Mittagessen packt Hannah einen Proviantrucksack, zieht sich zünftig an und fragt mich, wo das Taschenmesser ist, welches ich ihr vor zwei Jahren geschenkt habe. Wahrheitsgemäß antworte ich: »In der Schublade dort, wo ich es vor zwei Jahren hingetan habe«. Ich schließe sinngemäß die Frage an: »Was geht ab, Tochter?« und erfahre, dass sie mit den Zwillingen im Wald eine Bude bauen will. Macht sie dann wohl auch und kommt erst wieder, als es dunkel wird. Ich bin wieder mal erstaunt über diese völlig neue Facette an unserem Teenie, die ich dieses Mal aber ausgesprochen begrüße.

Zeitgleich ist Lisbeths Freundin spontan mit ihren Eltern zu Besuch, was unsere Nachmittagsplanung ziemlich durcheinander wirft. War aber, davon abgesehen, dass ich heute kaum Tageslicht gesehen habe, ein netter Nachmittag. Man sprach über Kinder und Beruf mit leichten Tendenzen zu früher war es auch nicht schlecht, als es noch Werkunterricht gab. Soweit ist es jetzt also.


Der MBC verliert gegen Rasta Vechta mit 87:79. Die Schiedsrichter haben das Spiel nicht im Griff…

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10.Januar 2025

Heute hatte ich beruflich in einem Kiosk mit einem türkischen Inhaber zu tun. Was hier sofort auffiel, war die große Anzahl an Überwachungskameras. Innen, im Bereich der Kasse zähle ich sechs, im hinteren Bereich des Ladens mindestens nochmal vier. Und das waren vielleicht nur die sofort sichtbaren. Später, beim Verlassen des Ladens stelle ich fest, dass sich auch an den Außenwänden des Kiosks mindestens vier weitere Kameras befinden. Der Suff- und Krempelladen ist gesichert wie Fort Knox.
Der Inhaber hat den Laden erst vor kurzem eröffnet. Es sieht alles noch etwas unfertig aus. Er ist von Berlin Moabit hierher in die ostdeutsche Provinz gezogen, was auch das viele Berlin-Merchandise in den Regalen erklärt. Als ich ihn im Gespräch freundlich frage, wie man denn auf so eine Idee kommt, sagt er: »Isch bin alt. In Berlin immer nur Überfall und Bedrohen gewesen. Ausgeraubt mit Maske. Geschlagen mit Stock. Isch bin alt. Isch sagen: ich nix mehr schlagen lassen mit Stock. Ich ziehe aufs Dorf..«
Das erklärt einiges, bis auf den Fakt, warum ausgerechnet dieses „Dorf“. Überfallen wird er hier sicher seltener. Immerhin.


Nach der Arbeit bring ich Hannah in die Musikschule zum Klavierunterricht. Frau Violante, die fröhliche italienische Klavierlehrerin, strahlt wie immer sehr fröhlich und begrüßt das neue Jahr. Hannah hat bei ihr in einem halben Jahr mehr gelernt, als in 3 Jahren Schul-AG bei der privaten Musikschule. Es ist immer schön sie zu treffen, obwohl man ihr ihr Spezialgebiet Barockmusik auch immer ein wenig anmerkt. Barockmusiker sind ein spezieller Menschenschlag. Als ich Hannah wieder abhole, sagt sie: „Ich würden empfehlen zu kaufen diese Buch. Hannah lernt schnell und wir wollen machen mehr Stücke aus diese Buch.“ Also bestelle ich die „Europäische Klavierschule – Band 2“ bei eBay.
Ich mag Europa.

Die Musikschule selbst ist ein Fall für sich. Alle warten hier in dem Klinkerbau darauf, dass der neue Bildungscampus endlich gebaut wird, damit man in moderne Räume umziehen kann. Das hier ist eine Mischung aus späte DDR und frühe 90er-Jahre, denn seitdem wurde hier auch kein Geld mehr reingesteckt. Als Beispiel vielleicht dieses Foto von der Besuchertoilette:


Am Abend ist Maria in Leipzig bei ihrer ältesten Freundin. Sie schickt mir Fotos von deren neuem Hund. Ich antworte ihr mit: »Alle haben sie Hunde, nur ich nicht!!«